Zweiter Flop nach Infomatec?

Aktie von Metabox fällt ins Bodenlose

06.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Anleger, die in Aktien vermeintlicher Trendsetter am Neuen Markt investiert haben, sind derzeit mehr als zu bedauern. Nach der Ausgburger Infomatec AG mußte nun auch die Hildesheimer Metabox AG ihre Umsatzerwartungen im Zusammenhang mit angeblichen Großaufträgen zur Lieferung von Settop-Boxen massiv nach unten korrigieren.

Der Hersteller von Settop-Boxen hat am Donnerstag vergangener Woche eine einschneidende Gewinn- und Umsatzwarnung veröffentlicht. Statt einem Gewinn von 14 Millionen Mark erwartet das Unternehmen nun für das laufende Geschäftsjahr einen Verlust von 15 Millionen Mark. Ausschlaggebend hierfür sei eine Verzögerung bei einem im Frühjahr angekündigten Großauftrag mit einem israelischen Abnehmner von 500000 Settop-Boxen, hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung. Grund für die Verzögerung wären angeblich zusätzliche Wünsche des - namentlich immer noch nicht genannten - Auftraggebers bezüglich der Konfiguration der Geräte. Als Folge müsse man die im Zuge dieses Deals auf rund 200 Millionen Mark erhöhte Umsatzprognose auf nun nur noch rund 70 Millionen Mark und damit unter den Wert der ursprünglichen Planungen (90 Millionen Mark) korrigieren.

Die Metabox-Aktie fiel daraufhin um fast 50 Prozent auf knapp sieben Euro. Noch im Juli hatte das Papier nach mehreren Meldungen zu allerdings sehr dubiosen Vor- und Rahmenverträgen über den Verkauf von Settop-Boxen mit Milliardenvolumen Höchststände von knapp 42 Euro erreicht. Bereits kurz danach waren jedoch aufgrund der unseriösen Informationspolitik von Metabox Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Mitteilungen aufgekommen - Zweifel, die sich nun in Analysten- und Anlegerkreisen massiv verstärkt haben. Kenner der Frankfurter Börsenszene sprechen bereits vom "Modell Augsburg". Gemeint sind die Vorkommnisse um die ebenfalls am Neuen Markt notierte Infomatec Integrated Systems AG, die vor einigen Wochen - analog zu Metabox - aufgrund angeblich geplatzter Settop-Boxen-Großaufträge ihre Umsatz- und Gewinnerwartungen massiv nach unten revidieren musste und gegen die derzeit wegen offensichtlich nicht wahrheitsgemäßer Ad-hoc-Mitteilungen ermittelt wird.