Neue Version lastet Systemressourcen ökonomischer aus

AIX 5L: Salami-Taktik für Server

18.10.2002
MÜNCHEN (CW) - IBM hat der neuen Version 5.2 ihres Unix-Derivats AIX 5L Techniken aus ihrer Mainframe-Welt mitgegeben, welche die Betriebskosten senken sollen.

Nur zu zehn bis 15 Prozent seien Unix-Server ausgelastet, behauptet IBM in einer Studie. In der Mainframe-Welt nutze man die Systeme weit effizienter, weil es die dafür notwendigen Techniken seit einiger Zeit gibt. Die dürften auch bei den Server-Anwendern gut ankommen, dachte sich IBM wohl und gab die entsprechenden Mainframe-Features der neuen AIX-5L-Version 5.2 mit.

Diese Unix-Variante ermöglicht auf den Power-Prozessor-basierenden P-Servern eine dynamische logische Partitionierung (lpar): Ein physikalischer Server lässt sich in mehrere virtuelle Server aufteilen, denen man Workloads und Ressourcen zuteilen kann. Das funktioniert dynamisch, also im laufenden Betrieb, ohne einen Neustart des Systems zu erfordern.

Die Partitionen können minimal einen Prozessor und 250 MB Hauptspeicher groß sein, wobei die Zuordnung von Ressourcen umso effizienter zu steuern ist, je kleiner die Partitionen sind. Außerdem lassen sich den Partitionen Zugriffsrechte auf andere Ressourcen wie I/O-Kapazitäten oder Plattenspeicher zuschreiben. Auf den Partitionen können die AIX-5L-Versionen 5.2 und 5.1 sowie Linux gleichzeitig laufen. Man könnte also zu bestimmten Zeiten mehr Ressourcen für Linux-basierende Web-Anwendungen freigeben und zu anderen den Server stärker für Backend-Applikationen auf Unix nutzen.

Die so mögliche gleichmäßigere und höhere Auslastung eines Servers wird durch eine zweite Technik aus IBMs Mainframe-Welt noch verbessert: Version 5.2 von AIX 5L beherrscht "Capacity Upgrade on Demand" (CUoD). Dabei werden jeweils paarweise deaktivierte Prozessoren eines Rechners kurzfristig und vorübergehend im laufenden Betrieb freigeschaltet. Ein Anwender könnte demzufolge einen Server mit einer Ausstattung kaufen, die beispielweise im Handel den höheren DV-Anforderungen des aktiveren Weihnachtsgeschäfts genügt, ohne ganzjährig die entsprechend höheren Lizenzgebühren zahlen zu müssen.

Die Kombination von CUoD und dynamischer Partitionierung hat einen weiteren Vorteil bei der Systemwartung. Wenn ein Prozessor ausfallen sollte, schaltet man kurzerhand eine Reserve-CPU zu. Das verringert den Leistungsabfall und führt zu keinen zusätzlichen Kosten.

Überarbeitet hat IBM für die AIX-5L-Version 5.2 ferner diverse zugehörige Werkzeuge. So soll es ein Update der "AIX Toolbox for Linux Applications" besser als bisher möglich machen, Linux-Anwendungen direkt auf AIX 5L auszuführen. Der "AIX Workload Manager" (WLM), ein Web-basierendes Administrationswerkzeug, ermöglicht eine genauere Kontrolle und Steuerung der einzelnen Applikationen zugeordneten Systemressourcen. Optimiert hat IBM nach eigenen Angaben auch die Intrusion Detection, die Authentifizierung, den Logical Volume Manager (LVM) und das Journaling File-System "JFS2".

Parallel zum neuen AIX 5L hat IBM ein Softwarepaket zur Administration gemischter Cluster aus Unix- und Linux-Systemen freigegeben. "Clustered Systems Management" (CSM), Version 1.3, wirkt als einzige zentrale Einrichtung zur Installation, Konfiguration, für Maintenance- und Update-Aufgaben in Clustern mit X-Series-Linux-Servern sowie P-Series-Servern mit AIX oder Linux (auch in Partitionen). Gleichzeitig erweitert es die maximale Größe der von IBM angebotenen vorkonfigurierten Cluster. Das "E-Server Cluster 1600" mit AIX 5L kann nun bis zu 128 P-Server umfassen. Das "E-Server Cluster 1350" besteht aus maximal 512 Intel-basierenden X-Series-Rechnern. (ls)

"Entwicklungshilfe"

IBM hat eine neue Abteilung eingerichtet: "Engineering and Technology Services" (ETS). Aufgabe dieser neuen Einheit ist es, Industriepartner bei der Entwicklung von Software, Hardware und Dienstleistungen beratend zu unterstützen. Gleichzeitig soll sie Fremdfirmen als Portal zu anderen IBM-Ressourcen dienen, beispielsweise zu Forschung und Entwicklung, zum Bereich Consulting oder zur Finanzberatung. Die Angebote konzentrieren sich auf die vier Kategorien "Business Solutions" für die Entwicklung von Applikationen bis hin zu Web-Hosting, "Technology Optimization" für Hardwareaspekte, "Systems Solutions" für Betriebssystem-nahe Komponenten sowie Hardware/Software-Integration und Tests, ferner "Technology Outsourcing" für Dienstleistungen um die Entwicklung und Produktion von Chips. Der neuen Abteilung sind bereits 600 Ingenieure zugeordnet, im nächsten Jahr sollen es über 1000 werden.