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Airbus will Microsoft im europäischen Kartellverfahren helfen

17.09.2004

Der europäische Flugzeugbauer Airbus will im Rahmen des Verfahrens der EU-Kommission gegen den weltgrößten Softwarehersteller als Zeuge für Microsoft auftreten. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" befürchten die Airbus-Verantwortlichen offenbar, eine Entscheidung der europäischen Kartellbehörde könnte in absehbarer Zukunft auch die Flugzeugbranche betreffen. Demnach sei denkbar, dass die Flugzeugindustrie künftig gezwungen sein könnte, anderen Herstellern als den bisherigen Vertragspartnern zu gestatten, beispielsweise Küchenausrüstungen oder Sitze für die Maschinen zu fertigen. Auch Airbus-Konkurrent Boeing könnte für Microsoft in den Zeugenstand treten. Firmen-Sprecher Tim Neale bestätigte, dass der

US-amerikanische Konzern eine Anfrage von Microsoft erhalten habe, in der es um eine mögliche Unterstützung im Kartellverfahren gehe.

Microsoft war im März dieses Jahres von der EU-Kommission wegen Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht verurteilt worden. Neben einem Rekordbußgeld in Höhe von knapp 500 Millionen Euro sollte der Softwarehersteller die Kopplung des Media Players mit den Windows-Betriebssystemen auflösen sowie Schnittstelleninformationen seiner Betriebssysteme für konkurrierende Softwareanbieter freigeben. Die Microsoft-Verantwortlichen haben gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. In den nächsten Wochen soll Bo Vesterdorf, Richter am Europäischen Gerichtshof erster Instanz, entscheiden, ob die Auflagen bis zu einem endgültigen Urteil außer Kraft gesetzt werden. Erste Anhörungen in diesem Fall werden Ende September stattfinden. Das Gesamtverfahren kann sich nach Einschätzung von Experten jedoch noch über Jahre hinziehen.

Angesichts dessen formiert der Softwarehersteller offenbar schon jetzt seine Reihen und sucht mögliche Verbündete. Bislang ist noch unklar, wen und welche Unternehmen Microsoft ins Feld führen könnte. Allerdings hat Horacio Gutierrez, Chefanwalt des Softwareherstellers in Europa, bereits angekündigt, eine möglichst breite Front verschiedener Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen formieren zu wollen. Vertreter der EU-Kommission wollten sich bislang nicht zu Microsofts Prozessstrategie äußern. Man habe bislang keine Petition von Airbus erhalten, erklärte EU-Sprecherin Amelia Torres. Bis dato könne die Behörde allerdings keinen Zusammenhang zwischen dem Fall Microsoft und der Flugzeugindustrie erkennen. (ba)