Der Markt für Integrationssoftware

AIM schlägt Kapriolen

11.10.2006

In das kommende SOA-Zeitalter setzt eine ganze Reihe von Softwareherstellern unterschiedlichster Couleur seine Hoffnungen. SAP versucht, von der Anwendungsseite seinen Fuß in die Tür des Integrationsgeschäfts zu bekommen. Mit Netweaver als zentralem Bestandteil der Enterprise Services Architecture (ESA) propagieren die Walldorfer schon seit Jahren den anstehenden Architekturwechsel. Im kommenden Jahr soll die ESA-Roadmap abgeschlossen werden.

Oracle forciert vom Datenbankgeschäft kommend den Ausbau seines Middleware-Portfolios. Eigenen Angaben zufolge habe „Fusion“ im zurückliegenden Geschäftsjahr bereits über eine Milliarde Dollar zum Umsatz beigetragen. Angesichts der zahlreichen Zukäufe im Applikationsgeschäft und der Ambitionen, SAP stärker auf den Leib zu rücken, braucht der Anbieter einen funktionierenden Integrations-Layer, um Daten- und Anwendungsschicht zu verknüpfen. Ein durchgängiger SOA-Stack soll 2008 auf den Markt kommen.

Microsoft will seine bestehenden Produkte wie den „SQL Server“ beziehungsweise den „Biztalk Server“ SOA-fähig machen. Grundlage dafür bildet das .NET-Framework mit dem der weltgrößte Softwarekonzern vor allem Entwickler für seine Plattform gewinnen will.

Kontinuierlich ausgebaut

IBM als Branchenprimus im AIM-Markt hat in den zurückliegenden Jahren sein Softwaregeschäft kontinuierlich ausgebaut. Mit zahlreichen Übernahmen wurde das Middleware-Portfolio rund um die „Websphere“-Familie verstärkt. Insgesamt nahm Big Blue 2005 etwas mehr als 15,75 Milliarden Dollar mit Software ein. 12,55 Milliarden Dollar, mehr als drei Viertel, gingen auf das Konto der Middleware. Damit trägt Software zwar nur 17,3 Prozent zum IBM-Gesamtumsatz bei. Mit einer Bruttomarge von 87,5 Prozent steuert die Sparte mit 37 Prozent jedoch den größten Anteil zum Vorsteuergewinn des Konzerns bei.

AIM-Markt weltweit

Der weltweite Softwaremarkt für Application Integration und Middleware (AIM) ist immer für eine Überraschung gut. So haben die AIM-Geschäfte laut Gartner 2005 im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um 7,1 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar zugelegt. Mit diesem Wachstum hatten die Analysten vor Jahresfrist längst nicht gerechnet. Da die Marktforscher aktuell die gesamten Softwareumsätze in ihre Analysen einbeziehen, in den Jahren zuvor jedoch nur die Lizenzeinnahmen aufnahmen, lassen sich die Zahlen zwar nicht vergleichen. Allerdings hieß es im Juli 2005, die weltweiten AIM-Geschäfte auf Lizenzbasis würden zwischen 2004 und 2009 um durchschnittlich 2,7 Prozent pro Jahr zulegen.

Der AIM-Markt wird in Bewegung bleiben. Das stellt auch die Marktforscher vor neue Herausforderungen. Gartner hat für das laufende Jahr eine differenzierte Betrachtung des AIM-Marktes angekündigt. So sollen beispielsweise verschiedene Segmente gesondert betrachtet werden. Dazu zählt der noch junge, sich schnell entwickelnde Markt für Enterprise-Service-Bus-Lösungen. Andere Bereiche wie Applikationsplattformen, Integrationssuiten und Portale bildeten dagegen bereits etablierte Märkte und könnten daher nicht so ohne weiteres in einen Topf mit neuen Segmenten geworfen werden.
von Martin Bayer (Redakteur bei der Computerwoche)