Agere weckt Hoffnungen auf billigere WLAN-Handys

24.07.2003
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Kostengünstiges mobiles Telefonieren via Internet verspricht Agere Systems mit einem neuen Chipsatz. Bislang fristet die schnurlose VoIP-Telefonie aber eher ein Nischendasein, da sich nur wenige, teure Geräte auf dem Markt befinden, die zudem oft nicht miteinander kompatibel sind.

Seit Ende der 90er Jahre versprechen IT-Hersteller den Durchbruch der schnurlosen Telefonie im lokalen Netzwerk. Doch in der Praxis konnten sich Wireless-Voice-over-IP-Lösungen nicht auf breiter Front durchsetzen. Marktforschern zufolge wurden im letzten Jahr weltweit lediglich 30000 solche Telefone verkauft.

Dabei liegen die Vorzüge einer Kombination von Funknetz und Voice over IP eigentlich auf der Hand. Für die Verknüpfung dieser Techniken spricht unter anderem, dass Unternehmen so nur noch eine Infrastruktur für Daten und Telefonie benötigen und ihnen die IP-Telefonie eine größere Flexibilität als klassische TK-Anlagen eröffnet.

In der Praxis scheitert der Einsatz der funkgestützten IP-Telefonie aber häufig an den Kosten der Endgeräte. Da bislang nur wenige spezialisierte Unternehmen wie etwa Symbol Technologies entsprechende schnurlose IP-Produkte auf den Markt brachten, bewegen sich die Gerätepreise in Regionen um die 400 Euro. Das scheint vielen IT-Verantwortlichen zu hoch, denn handelsübliche schnurlose Dect-Telefone, wie sie auch unter Privatkunden weit verbreitet sind, kosten nur um die 120 Euro.

Erschwerend kommt hinzu, dass die heute erhältlichen Wireless-IP-Telefone häufig nur mit spezifischen VoIP-Telefonanlagen harmonieren oder ihre WLAN-Kompatibilität eingeschränkt ist. Kaum eines der angebotenen Telefone schmückt nämlich das Wifi-Logo, das eine herstellerübergreifende Interoperabilität gemäß IEEE-Standard 802.11b gewährleisten soll.

Zudem entpuppt sich die angepriesene WLAN-Tauglichkeit teilweise als Mogelpackung, wenn die Geräte nicht den aktuellen WLAN-Standard 802.11b unterstützen, sondern nur die ältere und langsamere 802.11-Variante, die lediglich Transferraten von 1 und 2 Mbit/s definiert. Ferner sind Normen wie der IEEE-Standard 802.11e, der die für die Funktelefonie im WLAN so wichtige Quality of Services (QoS) definiert, noch nicht endgültig verabschiedet. In der Praxis umschiffen die Produzenten diese Hürde, indem sie eigene herstellerspezifische QoS im WLAN einführen. Für den Anwender hat dies zur Konsequenz, dass er sich mit der Entscheidung für ein Wireless-VoIP-Gerät an einen Hersteller bindet.

Dect als Lückenbüßer?

Ein weiteres Problem ist die Interoperabilität der angebotenen VoIP-Systeme an sich. Hier buhlen Protokollstandards wie H.323, H.248 oder das Media Gateway Control Protocol (MGCP) um die Gunst der Kunden. Angesichts dieser offenen Fragen und der großen Preisdifferenz zwischen schnurlosen VoIP- und herkömmlichen Funktelefonen finden sich manche IT-Verantwortliche bereit, mit den Dect-Telefonen eine Kröte zu schlucken. Im schlimmsten Fall betreiben sie nach wie vor drei unterschiedliche Netzinfrastrukturen: ein klassisches Ethernet-LAN für den Datenverkehr und die IP-Telefonie, ergänzt um ein Wireless LAN für mobile Mitarbeiter und ein Dect-Funknetz mit Basisstationen und Repeatern für die Schnurlos-Gespräche.

Vor diesem Hintergrund wagen nur wenige Unternehmen eine Migration von Dect-Telefonen zu Wireless-VoIP-Geräten. Zu den wenigen, die es taten, zählt der Stuttgarter Autoteile-Großhändler Trost. Trotz aller offener Fragen entschieden sich die Stuttgarter zugunsten der WLAN-Telefonie. Sie ersparten sich damit beim Neubau ihres Lagers ein großes konventionelles Kabelnetz.

Chipsatz für WLAN-Handys

Trost könnte jedoch bald kein Einzelfall mehr sein, wenn günstigere und vor allem Wifi-kompatible schnurlose IP-Telefone erhältlich sind. Eine Voraussetzung hierfür hat jetzt Agere Systems geschaffen. Das Unternehmen stellte einen neuen Chipsatz vor, der eine kostengünstige mobile Telekommunikation via Internet ermöglichen soll. Für diesen Chipsatz, der aus vier Komponenten besteht, veranschlagt Agere in Musterstückzahlen einen Verkaufspreis von 30 Dollar. Der Clou ist dabei weniger die Unterbringung von Funkradio, Media Access Controller, I/O-Funktionen sowie Sound-Chip auf lediglich vier Bausteinen, sondern die angestrebte Kompatibilität. So ist der Agere-Chipsatz Wifi-kompatibel und nicht wie bisherige IP-Funktelefone nur in einem Funkstandard nutzbar.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in der COMPUTERWOCHE 30/2003.