Zweite Internationale Konferenz "Technologie für die Entwicklung":

Ägypten will Indien in Sachen EDV nacheifern

18.06.1982

KAIRO (CW) - Längst ist man sich auch in den Entwicklungslädern darüber im klaren, daß ohne den gezielten Einsatz von Informationstechnologien in der Produktion, Verwaltung oder im Management eine eigene Industrialisierung immer schwieriger wird. Dies wurde auf der zweiten internationalen Konferenz über "Wissenschaft und Technologie für die Entwicklung" deutlich, die vom 15. bis 18. Mai in Kairo stattfand.

Die Initiative dieser Veranstaltung ging von der Versammlung der United Nations bereits l979 aus.

Sie wurde in dem selten benutzten Haus der Arabischen Liga von der Ägyptischen Generalorganisation für Industrialisierung organisiert und unter anderem von der Universität Kairo, dem Ägyptischen Institut für Ingenieure, der "Unido", dem Verein Deutscher Ingenieure, dem A. I. D. und dem Internationalen Büro für Informatik, Rom, gefördert.

Das aus vier Teilen bestehende Programm beschäftigte sich in verschiedenen Arbeitskreisen und Diskussionsgruppen mit dem allgemeinen Thema Technologie-Transfer mit Energieproblemen, mit praktischen Erfahrungen beim Einsatz hochwertiger Technologien in den Entwicklungsländern und mit der Informatik.

In allen Gruppen wurden Möglichkeiten des Einsatzes von Datenverarbeitungssystemen mit erwähnt.

Von besonderem Interesse war jedoch die Arbeitsgruppe 3, die sich mit den Themen

- Ausbildung der Ausbilder in der Datenverarbeitung

- Telekommunikation

- Grenzüberschreitender Datenverkehr

- Mikrocomputer und ihre Anwendung

- Computerunterstütztes Management

beschäftigte.

Während die Sprecher vorwiegend aus Europa und Amerika stammten, befanden sich unter den Zuhörern neben den Repräsentanten von internationalen Organisationen hauptsächlich Vertreter der einheimischen Industrie, der Behörden oder der Hochschulen. So wurde das Thema "Application of distributed microcomputer systems for real time operation" mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, weil beide Referenten von der Universität Kairo stammten.

Hier zeigte sich, wie weit ägyptische Forschungseinrichtungen sich bereits an das Know-how westlicher Länder angepaßt haben. Der Vortrag zeigte Laboranwendungen des Mikrocomputer-Verbundes, die jedem anderen deutschen Hochschulinstitut beziehungsweise EDV-Herstellern Ehre gemacht hätten. Das Referat war jedoch gleichzeitig Fundstoff für die folgende Diskussion, in der von ministerieller Seite deutlich gemacht wurde, daß Ägypten plant, in die Produktion von Computersystemen, besonders Mikrocomputersysteme, einzusteigen. Die Gründe dafür sind vielfältiger Art, liegen jedoch besonders im militärischen B reich. Als Argument gegen die von fast allen Teilnehmern vertretene Meinung " ein Entwicklungsland sei nicht in der Lage, in die Eigenproduktion von Computern einzusteigen", wurde das Beispiel Indiens gebracht, einem Entwicklungsland, das heute bereits in der Lage ist, Computer für den Export zu produzieren.

Unter den weiteren Referaten beschäftigte sich Reinhard Georg von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit mit dem Problem der Versorgung von ländlichen Gebieten Afrikas mit Telekommunikations-Systemen, besonders dem Telefon.

Das " Train the Trainer" - Konzept der Karl-Duisberg-Gesellschaft e. V., Köln, wurde von Klaus Jamin von der Fachhochschule München, vorgestellt. Man war sich darüber im klaren, daß ein zukünftiger Aufbe der Datenverarbeitungsindustr. und der darauf folgende Einsatz dieser Systeme im Land nicht ohne fachgerechte Ausbildung von Trainern und Pädagogen durchführbar ist.

Das Ergebnis der gesamten Konferenz zeigte, daß von den Industrienationen sehr viele Aktivitäten ausgehen, um den Entwicklungsländern zu helfen. Die meisten Entwicklungsländer sind auch daran interessiert, aktiv an Projekten mitzuarbeiten, die ihnen angeboten werden; häufig fehlt ihnen aber noch die Fähigkeit ihre eigenen Probleme zu definieren.