Bisher keine flächendeckenden Angebote

ADSL-Pläne europäischer Carrier stecken noch in den Kinderschuhen

17.04.1998

ADSL verspricht über die normalen Kupfer-Telefonleitungen Übertragungsraten von bis zu 8 Mbit/s vom Service-Provider zum Benutzer. Die alternativen Carrier haben dabei ein Handicap, denn sie müßten für den Zugang zum Kunden Leitungen von der Telekom mieten - schließlich reichen ihre eigenen Netze nicht bis an die Haushalte heran. Die Telekom steht in dieser Hinsicht besser da. Sie besitzt ein eigenes Netz, das die letzte Meile zum Kunden einschließt. Als einziger Carrier hat sie bereits offiziell ein kommerzielles Angebot angekündigt. Noch 1998 soll die Technologie in acht Städten verfügbar sein (siehe CW Nr. 13 vom 27. März 1998, Seite 1).

Damit ist sie den meisten europäischen Konkurrenten um eine Nasenlänge voraus. Wie Eric Owen, Analyst bei der International Data Corp.(IDG) in London, berichtet, experimentieren diverse Provider in Europa mit ADSL, nur wenige haben aber bisher ein kommerzielles Angebot unterbreitet. "Im Augenblick gibt es lediglich Tests", äußerte Owen. "Das wird sich frühestens Ende 1998 oder Anfang 1999 ändern, und selbst dann wird es sich um vorläufige Angebote handeln." Als weiterer Kandidat für eine kommerzielle Lösung neben der Deutschen Telekom gilt beispielsweise der belgische Carrier Belgacomm.

Zu den Hemmnissen, die einer schnellen Entwicklung der ADSL-Technologie im Wege stehen, gehört die Unsicherheit, wie damit Geld zu verdienen ist. Die Preise müssen schließlich niedrig genug gehalten werden, um auch private Nutzer anzuziehen. Neben Bedenken über die Konkurrenz zu ISDN macht auch die Auswahl zwischen verschiedenen DSL-Varianten die Entscheidung schwer. Hauptantriebskraft für ADSL ist das Bestreben, gegenüber den Kabelunternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Entsprechend erwartet Owen die ersten ADSL-Angebote in Ländern wie den Niederlanden oder Belgien, wo es bereits viele Nutzer von Kabelmodems für den Zugang zum Internet gibt.

Verglichen mit den nationalen Carriern, die über eigene Netze bis hin zum Kunden verfügen, haben ihre Konkurrenten bislang noch weniger Interesse an der Technologie gezeigt. Otelo und Arcor testen die Technologie. Otelo-Chef Ulf Bohla begrüßt die Möglichkeit des entbündelten Teilnehmerzugangs, die die Telekom den alternativen Carriern einräumen muß. Das bringt ADSL für diese Firmen in Reichweite.

Während die Telcos noch prüfen, ob sich mit der Technologie Gewinn machen läßt, warten die potentiellen Nutzer ungeduldig auf den Startschuß für ADSL in Deutschland. Stefan Strehlow, Direktor für Online-Banking bei der Vereinsbank in Cuxhaven, hat sowohl privates als auch berufliches Interesse am Einsatz der Technologie. Bisher zahlt er 300 bis 500 Mark im Monat für seinen Online-Zugang, darunter auch die Gebühren für ISDN. Mehr als das wolle er auch für ADSL nicht ausgeben. Falls der Zugang zum Internet via Kabelmodem früher angeboten würde, entschiede er sich sicher für diese Technologie. "Es kommt mir nur darauf an, was zuerst da ist", sagte er.