Adressen und Koordinaten kombinieren Mapping-Tools visualisieren trockene Unternehmenszahlen

18.04.1995

MUENCHEN (CW) - Rund 80 Prozent aller Daten sollen in irgendeiner Form einen geografischen Bezug haben. Der Markt fuer Mapping- Applikationen, mit denen sich diese regional gebundenen Informationen ueber Landkarten legen und visualisieren lassen, wird derzeit von drei US-Anbietern gepraegt. Ausser der Caliper Corp. sind dies die inzwischen auch mit entsprechendem Kartenmaterial in Deutschland vertretene Strategic Mapping Inc. und die Map Info Corp.

Unter den geografischen Informationssystemen (GIS) haben sich in den vergangenen zwei Jahren die sogenannten Mapping-Produkte als branchenuebergreifende Desktop-Utilities herauskristallisiert. Die grafischen Werkzeuge dienen der Darstellung regional variierender Strukturdaten etwa zu Zwecken der Marktforschung oder zur Marketing- und Verkaufsunterstuetzung. Als Zielgruppe werden deshalb im kommerziellen Bereich besonders Firmen mit ueberregionalen Vertriebsstrukturen sowie Banken und Versicherungen angesprochen.

Welche Bedeutung den Mapping-Tools beigemessen wird, laesst sich auch daran erkennen, dass Softwaregroessen wie Lotus und Oracle mit den Tool-Anbietern zusammenarbeiten, um trockene Geschaeftszahlen aus Tabellenkalkulationen oder Datenbanken in ihrer raeumlichen Verteilung darzustellen.

Ueber Kooperationen an die Daten kommen

Die IBM-Tochter kooperiert dabei bezueglich der Tabellenkalkulation "Lotus 1-2-3" mit der Strategic Mapping Inc. (SMI), deren Produkt "Atlas GIS", mittlerweile in Version 3.01, bislang von der Bonner Geospace GmbH angeboten wurde (derzeit sind die deutschen Distributionsverhaeltnisse allerdings ungeklaert, Informationen lassen sich deshalb eher ueber die britische SMI-Niederlassung einholen; Tel.: 0044-1753-621-199).

Fuer die unter DOS und Windows verfuegbare Software gibt es inzwischen deutsches Kartenmaterial, das die erforderlichen geografischen Primaerdaten bis hin auf Gemeindeebene samt Strassenverkehrsnetz, Staedten, Fluessen und Seen fuer Geschaeftsanalysen bereitstellt. Die Produktpalette besteht aus dem Informationssystem selbst, einer in Visual Basic, C und C++ programmierbaren Script-Version sowie dem Software Development Kid "Atlas View".

Die Kooperation zwischen der mit einer GmbH in Eschborn vertretenen Map Info Corp. und Oracle bezieht sich auf eine Integration der Technik aus "Map Info 3.0" in das raumbezogene Datenbank-Management-System "Oracle 7 Multidimension". Map Info soll dabei als Front-end zur Datenvisualisierung fungieren. Vom funktionalen Umfang her im wesentlichen vergleichbar mit Atlas GIS, unterscheidet sich Map Info von seinem Konkurrenten vor allem dadurch, dass es auch auf dem Macintosh und verschiedenen Unix- Plattformen laeuft.

Als juengste Entwicklung, mit der beide Produkte dem hohen Adressdatenaufkommen von Grossunternehmen begegnen wollen, gilt die Geo-Codierung. Mit dieser vorlaeufig nur fuer die USA verfuegbaren Server-Technik ist eine automatisierte Verknuepfung von Adressbestaenden mit geografischen Koordinaten gemeint. Dazu werden die im Unternehmen vorhandenen Adressen mit den exakten Angaben des US Postal Service und der regionalen Katasteraemter abgeglichen. Als Herausforderung galt dabei das Kompressionsverfahren, mit dem saemtliche bekannten US-Anschriften anstatt wie bisher auf zwoelf nun auf einer CD-ROM gespeichert werden koennen. Die Leistung des Map-Info-Produkts "Map Marker" soll bei 100000 bis 160000 Transaktionen pro Stunde liegen, die Konkurrenz will es mit "Atlas Geocoder" gar auf 300000 bis 400000 Records bringen.