Adressen, pro mille

14.10.1977

Trauerwein las in den Katalogen von Adreßhändlern: Bohnenkaffee-Kunden der Firma Messmer und Tchibo kosten 73 Mark das Tausend. 50 000 Postkäufer von Muskelpräparaten gibt es für 67 Mark pro mille. Auch werden 2 725 000 "Käufer und Interessenten eines Versandhauses für Ehehygiene" angeboten. Kann jeder nach Postleitzahl sortieren und gegebenenfalls beispielsweise gegen Adreßbestände "Kaufkraft Klasse I, Höchsteinkommen" abgleichen.

Scherz beiseite, dies ist keine Satire, sondern bitterer Ernst. Weitere Angebote: Die Werbekartei der Firma Kurmainz KG (140 000 Adressen zu DM 78, - das Tausend) wird angepriesen als "eine besondere Kollektion", die für Wein und Sekt im Direktversand umworben und speziell dafür aufgebaut wurde. Die Kaufkraft liegt weit über dem Durchschnitt. Geeignet für hochwertige Textilien Hobby, Luxusartikel, Tourismus usw. Es besteht kein Konkurrenzausschluß!

Zu kaufen auch Adressen von Filmschauspielerinnen, von Adeligen, vom Bertelsmann-Jugendprogramm oder von Teilnehmern an Wirtschaftsseminaren usw., seitenlang.

S. T. erspart sich satizischzynische Bemerkungen. Die Fakten sprechen für sich.