Optische Täuschung

Adobe werkelt an Lösung für verwackelte Filme

16.07.2009
Von pte pte
Das Verwackeln von Filmaufnahmen ist in Hobbyfilmemacherkreisen ein bekanntes Problem.

Es kann ein längeres Betrachten der schönsten Heimproduktionen für die Zuschauer zur Qual werden lassen. Um auch dem ambitionierten Amateurfilmer eine stabile Kameraführung nach Vorbild Hollywoods zu ermöglichen, haben Computerwissenschaftler der University of Wisconsin sich mit dem Softwarehersteller Adobe zusammengetan und eine neue Technik entwickelt, durch die unruhige Aufnahmen von digitalen Videokameras nachträglich "geglättet" werden können. Das Verfahren, das bislang lediglich im Computerlabor der Forscher getestet worden ist, setzt dabei im Wesentlichen auf eine Kombination von bekannten 3D-Rekonstruktionsmethoden und optischen Illusionen, die dem Betrachter ein scheinbar völlig stabiles Bild vorgaukeln.

"Es ist unmöglich, eine Kameraaufnahme physikalisch korrekt zu konvertieren, da die ursprüngliche Videoquelle hierfür einfach nicht genug Informationen bereithält. Deshalb haben wir einen anderen Ansatz gewählt, der dem menschlichen Auge gewissermaßen ein wackelfreies Bild vorspielt, indem die herausstechendsten Teile einer bestimmten Szene sehr vorsichtig auf stabile Bahnen umgelenkt werden", erklärt Aseem Agarwala, Senior Research Scientist bei Adobe, gegenüber dem "NewScientist". Um diese Bahnen berechnen zu können, setze man auf eine spezielle Software namens "Voodoo Camera Tracker", die es ermöglicht, den Weg eines Kameraobjektivs bei einzelnen Filmsequenzen zu rekonstruieren. Die hierbei zu Tage geförderten Daten dienen dann als Referenz für die Manipulation des Filmmaterials, das für eine weitere Bearbeitung in einzelne Bilder zerlegt werden muss. Die verwackelten Objekte werden dabei so lange gedreht und verändert, bis sie einem perfekten, stabilen Pfad folgen. Wenn die Einzelbilder letztendlich wieder zu einer ganzen Sequenz zusammengefügt werden, nimmt das menschliche Gehirn eine vollkommen ruckelfreie Aufnahme wahr.

"Die Hersteller von Camcordern haben die Bildstabilisatoren, die in ihren aktuellen Geräten integriert sind, gerade erst überholt und erzielen damit in puncto Bildberuhigung bereits ganz gute Erfolge", stellt Joachim Sauer, Online-Chefredakteur der Fachzeitschrift "Videoaktiv Digital", auf Anfrage von pressetext fest. Das Problem von verwackelten Filmaufnahmen sei damit aber noch keineswegs ausreichend gelöst. Auch mit entsprechender Software, die dem Nutzer eine nachträgliche Beruhigung der selbstgemachten Filmaufnahmen verspricht, sei in dieser Hinsicht noch kein ansprechendes Ergebnis zu erzielen. "Das Angebot an derartiger Software ist inzwischen sehr groß. Einige Produkte liefern zwar schon recht ordentliche Resultate, richtig glücklich wird man aber mit keinem dieser Tools", meint Sauer. Ob das von den US-Forschern und Adobe entwickelte Verfahren den versprochenen Erfolg bringt, werde erst die Zukunft zeigen. "Fest steht, dass sie Stabilisierung eine absolute Pflicht für Hobbyfilmer ist. Wer unbedingt ohne Stativ filmen möchte, sollte vor allem auf die richtige Köperhaltung achten, um unnötige Wackeleien zu vermeiden", so Sauer abschließend. (pte)