Adobe steigt in den Ring

04.10.2007
Nach Google wildert nun auch Adobe im Revier von Microsoft und bietet eine Online-Textverarbeitung an.

Mit Adobe Systems steigt nach Google bereits die zweite namhafte IT-Größe in das Geschäft mit online verfügbaren Office-Applikationen ein und erhöht damit den Druck auf Microsoft. Google hatte im vergangenen Jahr mit der Übernahme der Online-Textverarbeitung Writely und dem daraus resultierenden Online-Dienst "Docs and Spreadsheets" die Jagd auf den Branchenprimus eröffnet.

Nun zieht Adobe mit der Akquisition von Virtual Ubiquity nach. Das Unternehmen bietet mit "Buzzword" eine Online-Textverarbeitung an. Anwender können mit der Applikation gemeinsam an Dokumenten arbeiten und diese untereinander austauschen. Das Tool ist eng mit vorhandener Adobe-Technik verwoben: Die Programmierer von Buzzword nutzten Adobe Flex für die Entwicklung. Außerdem läuft die Anwendung auf dem Flash-Player des Softwareherstellers. Neben Buzzword arbeiten die Adobe-Verantwortlichen unter dem Code-Namen "Share" an einem Online-Dienst, mit dem sich Dokumente leichter via Internet austauschen, verarbeiten und verwalten lassen sollen.

Adobe will Buzzword und Share zunächst kostenlos anbieten. Für Premium-Features sollen in Zukunft jedoch Gebühren fällig werden. Wie das Lizenzmodell aussehen könnte, steht bislang aber noch nicht fest. Darüber hinaus sollen in absehbarer Zeit auch Offline-Versionen beider Dienste verfügbar sein.

Neben dem Kampf um die Nutzer von Online-Applikationen geht es in der Auseinandersetzung zwischen Microsoft und Adobe auch um die Frage der Plattform. Hier hat der Microsoft-Konkurrent mit dem PDF-Format für den Dokumentenaustausch und dem Flash-Player für Multimediainhalte im Web gute Karten.

Silverlight gegen Flash

Microsoft hat zu spät reagiert, um Adobes Kreise einzugrenzen. Alle Versuche Microsofts, mit XML Paper Specification (XPS) und Office Open XML eigene Standards durchzudrücken, stießen bislang auf Ablehnung in der Branche. Zudem bemüht sich der Softwaregigant, mit "Silverlight" eine Alternative zu Adobes Flash-Technik zu etablieren.

Für den größten Softwarehersteller der Welt geht es um viel. Das Lizenzgeschäft mit Windows- und Office-Programmen wirft seit Jahren Milliardengewinne ab. Um allerdings bei den Online-Diensten nicht den Anschluss zu verpassen, arbeitet Microsoft seit geraumer Zeit an eigenen Angeboten Kritikern zufolge jedoch ohne rechten Elan, um sein angestammtes Softwaregeschäft nicht zu gefährden.

Auch die jüngste Online-Roadmap aus Redmond ist beim Fahrplan wenig konkret. Der Konzern will künftig zwischen "Live"-Diensten, die sich eher an den einzelnen End-User richten, und "Online"-Diensten, die Anforderungen von Unternehmen adressieren sollen, unterscheiden. Interessierte Anwender können sich immerhin für einen Betatest von Office Live Space registrieren. Wann das Angebot verfügbar sein wird, kann oder will Microsoft bislang nicht sagen. (ba)