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Adobe-Grafikprogramm verweigert Bearbeitung von Geldscheinen

12.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Adobe hat die Grafikbearbeitung "Photoshop CS" mit einem System ausgestattet, das es verhindert, Bilder von Geldscheinen unterschiedlicher Währungen zu bearbeiten. Die Funktion öffentlich bekannt gegeben hat der Hersteller allerdings erst, nachdem zahlreiche Proteste in Anwender-Foren eingegangen sind.

Adobe habe die Einführung der Technologie auf Bitten internationaler Banken nicht an die große Glocke gehängt, sagte Kevin Connor, Chef des Produkt-Managements. Das CDS (Counterfeit Deterrence System) wurde von der Central Bank Counterfeit Deterrence Group (CBCDG) , einem Konsortium von 27 Banken aus den USA, Kanada und Japan sowie aus Ländern der Europäischen Union, entwickelt. Über Details der Technik will man sich bei Adobe und bei der CBCDG nicht näher äußern. Offenbar gibt es Befürchtungen, Hacker könnten mit entsprechenden Informationen die Funktionen lahm legen.

Verärgert zeigte sich stellvertretend für viele Anwender Stephen M. Burns, President der Photoshop User Group in San Diego. Die Funktionen behinderten unter anderem Künstler in ihrer Arbeit. Die staatliche Aufgabe, die Verbreitung von Falschgeld zu verhindern, sollte nicht auf Softwarepakete abgewälzt werden. Sicherheitsexperten sind sich dagegen uneinig. So begrüßte Bruce Schneier, Gründer von Counterpane Internet Security, die Maßnahme. Gene Spafford von der Purdue University kritisiert hingegen, dass Adobe die Käufer der 650 Dollar teuren Software nicht im Vorfeld informiert hat.

Laut Microsoft-Sprecher Jim Desler ist das CDS nicht in die Windows-Versionen von Photoshop CS integriert. Bekannt geworden ist außerdem, dass auch die Grafiksoftware des taiwanischen Herstellers Ulead die Bearbeitung von Geldschscheinen verweigert. (lex)