Java als Integrationsplattform/Kommentar

Adieu, tanzender Duke

24.09.1999

Vor allem die Vorstellung, daß Applets aus dem Intranet die schwergewichtigen und wartungsintensiven Windows-Boliden ersetzen könnten, nährte den Hype um Java. Der Rummel um die Sun-Technologie hat sich jedoch mittlerweile gelegt, die Zeiten des tanzenden Duke und der animierten Kaffeetasse sind vorüber. Die geringe Bedeutung von Java auf dem Client unterstrich zuletzt wieder die IBM-Tochter Lotus mit der Einstellung des Office-Pakets "E-Suite" - und das zu einem Zeitpunkt, wo Java dank der üppigen Swing-Klassen und guter JIT-Compiler besser für die GUI-Entwicklung gerüstet ist denn je zuvor.

Der Grund für diese zögerliche Akzeptanz von Java liegt bestimmt nicht darin, daß Anwender den Fat-Client-Ansatz bevorzugen würden - im Gegenteil. Der Browser ist auf dem besten Weg zum Standard-Frontend, nur eben mit noch leichtgewichtigeren Technologien als Java, allen voran HTML, Scripts und neuerdings XML. Diese erfüllen ohne weiteres die Anforderungen im Rahmen von mehrstufigen Web-Anwendungen. Die eigentliche Arbeitslast trägt dort nämlich der Server.

Obwohl nicht ursprünglich für diese Nutzung vorgesehen, mausert sich Java aber gerade im Backend zur führenden Programmiersprache. Befreit von der Komplexität grafischer Oberflächen, kann sie dort ihre Portabilität ausspielen, ihre reichhaltigen Programmier-Schnittstellen erlauben den einheitlichen Zugriff auf die unterschiedlichsten Dienste der Unternehmens-DV. Mit dem Komponentenmodell Enterprise Javabeans setzt Sun zudem einen Standard für objektbasierte Transaktionen, den die meisten Anbieter von TP-Monitoren oder Applikations-Servern unterstützen. Daß dieser noch nicht ganz ausgereift ist, mag angesichts der Konkur- renz nicht beunruhigen: Microsofts Windows-lastiges COM+ ist schließlich noch Zukunftsmusik.