Ultra Mobile PC

Acer kündigt Mini-Notebook an

03.06.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der taiwanische PC-Hersteller will mit einem günstigen Ultra-Mobile PC dem "Eee PC" von Asus Konkurrenz machen. Schon im laufenden Jahr soll sich der "Aspire One" sieben Millionen Mal verkaufen.

Acer steigt mit dem Aspire One in den Markt für günstige Mini-Notebooks ein. Auf der Computex in Taipeh stellte der weltweit drittgrößte PC-Hersteller den Eee-PC-Konkurrenten vor. Die Ziele der Acer-Verantwortlichen sind ambitioniert: Allein in diesem Jahr sollen sieben Millionen Geräte verkauft werden. 2008 visieren die Taiwaner einen Absatz von 15 bis 20 Millionen Rechnern dieses Typs an.

Damit will Acer den Konkurrenten Asus überflügeln, der mit seinem Eee PC einen Vorsprung von mehreren Monaten hat (siehe auch: Asus Eee PC 900 im Test). Asus plant, 2008 rund fünf Millionen Exemplare seines UMPCs an den Mann zu bringen. Im kommenden Jahr sollen es rund zehn Millionen Geräte sein (siehe auch: Asus setzt dem Eee PC hohe Ziele). Dieser Bereich werde sich in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Segmente im Notebook-Markt entwickeln, sagte J.T. Wang, Chairman von Acer. Die kompakten Rechen-Minis mit Display-Größen zwischen sieben und zehn Zoll sowie einem Gewicht unter einem Kilogramm adressieren eine Klientel, die günstige Devices für den mobilen Internet-Zugriff sucht.

Aspire One setzt auf Intels Atom

Der Aspire One basiert auf der "Atom"-Architektur von Intel, einer integrierten Plattform aus CPU, Chipsatz und Grafikprozessor (siehe auch: Intel will ein fünftel aller Handys erobern). Je nach Ausstattungsvariante ist der Arbeitsspeicher mit 512 MB oder 1 GB bestückt. Bei der Festplatte können die Kunden zwischen einem Solid State Drive (SSD) mit 8 GB und einer herkömmlichen Festplatte mit 80 GB wählen. Acer will den Minirechner mit Windows XP oder Linux anbieten.

Zur weiteren Ausstattung gehören ein Speicherkartenleser und ein WLAN-Modul für den drahtlosen Internet-Zugang. Die Verantwortlichen kündigten an, der Rechner sei außerdem für Wimax- und UMTS-Verbindungen ausgelegt. Damit könnte das Gerät auch über Mobilfunk-Provider vertrieben werden. Mit der Standardbatterie soll der Aspire One laut Herstellerangaben rund drei Stunden laufen. Ein optional erhältliches Batterie-Pack soll die Betriebsdauer auf bis zu acht Stunden erhöhen. Ersten Informationen zufolge soll der UMPC von Acer zwischen 399 und 499 Dollar kosten und ab Juli weltweit verfügbar sein. Zu welchem Preis der Rechner hierzulande zu haben sein wird, steht bislang noch nicht fest.

Fast alle Notebook-Hersteller nehmen UMPC-Markt ins Visier

Auch Dell will mit einem günstigen Minirechner dem Eee PC von Asus Konkurrenz machen.
Auch Dell will mit einem günstigen Minirechner dem Eee PC von Asus Konkurrenz machen.
Foto: Dell

Acer ist jedoch nicht der einzige Anbieter, der im lukrativen UMPC-Markt Fuß fassen will. Erst vor wenigen Wochen hat beispielsweise Hewlett-Packard mit dem "Compaq 2133" einen vergleichbaren Rechner vorgestellt (siehe auch: HPs neuer Ultramobile-PC wartet nicht auf Intels Atom). Auch Dell will angeblich in diesem Segment aktiv werden. Blog-Berichten zufolge wurde Firmengründer Michael Dell vor kurzem auf einer Konferenz mit einem Kompakt-Notebook gesichtet. Im Web kursieren bereits erste Bilder des Dell-Minis. Weniger konkret sind dagegen die Pläne von Fujitsu-Siemens Computers (FSC). Man halte das Segment durchaus für interessant und ziehe entsprechende Geräte in Erwägung verlautete von Seiten des deutsch-japanischen Herstellers. Von den großen Notebook-Herstellern hüllt sich bis dato nur Toshiba in Schweigen, was eine Strategie in Sachen UMPCs angeht. Man spreche nur über konkrete Produkte, ließ der Hersteller kurz angebunden verlauten.

Neben den großen Herstellern versuchen auch eine Reihe kleinerer Anbieter ihr Glück in diesem Notebook-Segment. Dazu zählen beispielsweise die Firmen Gigabyte, MSI und Elitegroup. In Deutschland bietet bereits der Computerhändler Brunen IT Distribution mit dem "A110" beziehungsweise den "A120" Eee-PC-Konkurrenten an (siehe auch: Mini-Notebook mit XP für 280 Euro aus Ostfriesland). Auch Asus wappnet sich gegen die neue Konkurrenz. Der UMPC-Pionier plant bereits neue Varianten seines Mini-Notebooks. Der "Eee PC 901" soll ebenfalls mit Intels Atom-Plattform arbeiten. Die bisherigen Versionen des Bonsai-Rechners basieren auf einer Chip-Architektur von Via.

Mehr Plattformen - mehr Minirechner

Via hat mit Openbook ein komplettes Referenzdesign für einen Ultra Mobile PC (UMPC) vorgestellt. Angeblich ist auch Sony daran interessiert, die Plattform in Lizenz zu nehmen.
Via hat mit Openbook ein komplettes Referenzdesign für einen Ultra Mobile PC (UMPC) vorgestellt. Angeblich ist auch Sony daran interessiert, die Plattform in Lizenz zu nehmen.
Foto: VIA

Mit den verschiedenen Chip-Plattformen dürfte sich auch die Angebotspalette von UMPCs erweitern (siehe auch: Nvidia und Via entwickeln Plattform für Billig-Notebooks). Neben Intel und Via, das mit dem "Openbook" ein komplett überarbeitetes Referenzdesign für UMPCs vorgestellt hat, will auch Nvidia auf Basis des Prozessor-Designs von Arm eine eigene Plattform für diese Geräteklasse anbieten (siehe auch: Nvidia plant eigene Plattform für Mini-Notebooks und Via präsentiert hochflexibles Mini-Notebook). Gerüchten zufolge plant zudem AMD eine eigene UMPC-Plattform.

Ob die Pläne der Anbieter aufgehen, muss sich allerdings noch zeigen. Im vergangenen Jahr wurde Asus von der starken Nachfrage nach dem Eee PC völlig überrollt und kam schnell in Lieferschwierigkeiten. Dazu kam ein Brand im Werk eines Zulieferers, was die Lieferungen von Akkus für die Mini-Notebooks verzögerte. Die nächsten Engpässe sind bereits abzusehen. So räumte Intels Konzern-Vize Sean Maloney ein, der Chiphersteller habe mehr Bestellungen für seinen Atom-Chipsatz erhalten als erwartet. Schon in den kommenden zwei Monaten sei daher mit einer Angebotsverknappung zu rechnen (siehe auch: Intel gesteht Atom-Lieferprobleme ein). Ob Acer angesichts dieser Marktverhältnisse seine Zielvorgaben für den Aspire One halten kann, steht in den Sternen.