Abteilungsdenken bremst Innovationen

29.09.2005
Von Frank Schabel 
Unternehmen, die es schaffen, das intellektuelle Kapital zu vernetzen, gehört die Zukunft.

Zumindest auf der verbalen Ebene ist in vielen Firmen angekommen, dass der Erfolg vom intellektuellen Kapital, dem Know-how und von der Erfahrung der Mitarbeiter abhängt. Im globalisierten Wettbewerb kommt es mehr denn je darauf an, diese intellektuellen Ressourcen zu fördern und zu vernetzen.

Buch zum Thema

Brandes, Wolfram/Schabel, Frank/Wache, Uwe: Intellectual Capital und Kommunikation, Gabler-Verlag, Wiesbaden 2005

Hier lesen Sie …

• weshalb Firmen das intellektuelle Kapital vernachlässigen;

• warum Wissens-Manager, Kommunikationsprofis und Personaler enger zusammenarbeiten sollten;

• wie das Topmanagement das intellektuelle Kapital fördern kann.

Mehr zum Thema

www.computerwoche.de/go/

*72099: Bedeutung der Mitarbeiterbindung;

*71731: Trends im Personalwesen;

*68683: Rolle der Führungskräfte.

Leichter gesagt als getan: Derzeit verfügen nur wenige Unternehmen über eine schlüssige und fundierte Strategie, um die zentralen Bausteine ihres intellektuellen Kapitals - Wissen und Human Resources sowie Kommunikation - zu bündeln und zu verwalten. Sicher liegt dies zum einen Teil daran, dass IT-Unternehmen nach dem Hype in der harten Realität aufschlugen und massiv Kosten einsparen mussten. Weiterbildung fand nur noch auf Sparflamme statt; kostengünstige Konzepte wie E-Learning oder Blended Learning standen ganz oben auf der Agenda.

Doch sind Kostensenkungsprogramme nur eine Seite der Medaille. Jenseits der konjunkturellen Schieflage gibt es strukturelle Gründe, warum das intellektuelle Kapital nicht optimal ausgeschöpft wird. Vor allem die Organisations-, die Prozess-, die Konzern- und die Commitment-Barrieren in Unternehmen verhindern, dass das intellektuelle Kapital eines Unternehmens wächst. So herrscht in vielen Unternehmen trotz anders lautender Leitbilder nach wie vor "Abteilungsdenken" vor. Eng zusammenhängende Rollen wie Wissens-Management, Kommunikation und Human Resources werden nicht verknüpft. Verhandelt wird, wie Funktionen organisatorisch etabliert werden und wer die Budgets erhält, aber nicht, wie die richtigen Informationen zur richtigen Zeit an die richtigen Zielgruppen fließen.

Ähnliches lässt sich auch bei den Prozessen beobachten, die eng mit der Organisationsstruktur verknüpft sind. Auch hier fehlt es an einem nahtlosen Fluss von oben nach unten. Zudem gibt es in fast allen globalen Unternehmen keine Modelle, wie jenseits der Sprachbarrieren die tiefen kulturellen Gräben überwunden werden und an einem Strang gezogen wird.

Eine Lösung fängt beim Topmanagement und dessen Bereitschaft an, das intellektuelle Kapital nicht nur in Sonntagsreden zu betonen, sondern aktiv zu fördern. Teams im Sinne der Strategie in eine Richtung zu mobilisieren und gemeinsam auf die Unternehmensziele hinarbeiten zu lassen bleibt eine entscheidende Management-Aufgabe. Dazu bedarf es eines integrierten und gesteuerten Vorgehens, in dem Human Resources, Wissens-Management und Kommunikation eng verzahnt sind, so dass die Unternehmensstrategie der ganzen Organisation wirksam bekannt gemacht, umgesetzt und weiterzuentwickelt wird.

In diesen Prozessen werden Wissens-Manager, Kommunikatoren und HR-Experten als Geschäftspartner der operativen Einheiten eng in die unternehmensweiten Geschäftsprozesse integriert. Sie verabschieden sich aus ihrem Backoffice und gehen in Richtung Kundenprozesse. Auf diese Weise wird die Unternehmensstrategie bis hin zu jedem Mitarbeiter und seinen persönlichen Zielen verankert, angepasst beziehungsweise überprüft. Damit ist gewährleistet, dass sich der Beitrag jedes Mitarbeiters ableiten und messen lässt.

Balanced Scorecards gehören zum Alltag vieler Firmen. Im Sinne einer strategisch angelegten Wertsteigerung des intellektuellen Kapitals werden die Kommunikation, Wissens-Management und Human Resources dabei nicht als eigenständige Scorecards aufgesetzt, sondern als Bestandteil in die zentrale Scorecard des Unternehmens integriert. Nur über integrative Ansätze ist eine signifikante Wertschöpfung erreichbar. (hk)