Satellitennetze/Kommentar

Absturzgefahr statt Höhenflug

14.08.1998

Der Countdown läuft. Der Markt für orbitale Mobilkommunikation startet in den Wettbewerb. Anbieter neuer Satellitendienste wie Iridium, Globalstar, ICO, Odyssey und Teledesic zielen vornehmlich auf den Massenmarkt und lassen für die Erschließung Milliardenbeträge springen. Doch obwohl die Konkurrenten von Beginn an hohem Wettbewerbsdruck unterliegen, werden die Verbindungspreise wohl stabil bleiben. Zu hoch sind die Unterhaltskosten für ihre Trabantenverbände, deren Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen fliegen und somit eine geringe Lebensdauer haben.

Das Angebot wird sich indes weiter vergrößern. Fernsehsender wie Eutelsat und Astra räumen Kapazitäten für breitbandige Datenströme frei und vermarkten sie über Service-Provider. Doch die Offerten sind mit gesunder Distanz zu bewerten. Das gewichtige Argument der Anbieter, ihre Netze seien ausfallsicher, wurde im vergangenen Mai außer Kraft gesetzt, als ein Systemfehler in einem Satelliten große Teile der US-Kommunikation lahmlegte. Zudem gibt es kostengünstige und gut eingeführte Alternativen wie etwa ISDN - Videokonferenzen beispielsweise lassen sich auf diesem Weg billiger abhalten. Und ob die vielzitierte Anwendung Schulungs-TV via Orbit jemals so effizient ist wie eine persönliche Fortbildung, ist fraglich.

Schließlich gilt es, die Anbieter, ihre Finanzkraft und ihre Marktposition zu betrachten. Experten räumen nur drei bis maximal fünf Diensten Überlebenschancen in dem hart umkämpften Satellitenmarkt ein. Neben den etablierten Anbietern wie Inmarsat katapultieren in den kommenden Jahren jedoch nahezu ein Dutzend Konsortien ihre Kommunikationstrabanten in den Orbit. Unter ihnen wird es einige geben, die Milliarden-Investitionen verpulvern, bevor mangelnde Nachfrage sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen wird.