IT-Kosten

Abspecken bis zum Hungertod?

27.04.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

CIOs müssen dreigleisig fahren

Nach der durch das Platzen der Dotcom-Blase verursachten Krise zu Beginn dieses Jahrzehnts folgten viele IT-Verantwortliche der Empfehlung, die zuerst vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner publiziert worden war: Zusätzlich zu ihrer "normalen" Budgetplanung legten sie eine Art Schattenbudget an. Es verschwand zunächst in den Schreibtischschubladen, wurde jedoch hervorgeholt, wenn die wirtschaftliche Situation des Unternehmens drastische Sparmaßnahmen auch in der IT erforderte.

Heute haben die CIOs nicht nur ein, sondern mindestens zwei Alternativ-Budgets in petto, weiß Resch aus seiner Beraterpraxis. Neben einem zumeist ohnehin geschrumpften Jahresetat, existiere nicht nur ein "Plan B" für Härtefälle, sondern auch ein Überlebens-Szenario für den Worst Case.

Selbstverständlich werden diese Notfallpläne nicht in der Mitarbeiterzeitschrift veröffentlicht. Die CIOs decken lieber den Mantel des Schweigens über deren Existenz. Resch kennt den Grund: "Diese Pläne können leicht als weiteres Argument gegen eine angeblich überteuerte Firmen-IT missbraucht werden." Dennoch beschäftige sich jeder erfahrene CIO mit dem Thema, um vor bösen Überraschungen gefeit zu sein: "Wer es heute nicht versteht, auf allen drei Ebenen zu fahren, sollte lieber die Finger von der IT-Leitung lassen."

Worüber niemand gern spricht

Aus der Erfahrung des ehemaligen CIOs und heutigen Beraters Andreas Resch

Alle IT-Leiter mit Krisenerfahrung haben ihn mehr oder minder komplett ausgearbeitet in der Tasche: den Fahrplan für drei Ebenen.

Die erste Ebene - kaum Grausamkeiten: Hier wird nur das Vorzeichen der sonst üblichen Wachstumsraten umgekehrt: Waren früher plus x Prozent üblich, setzt man jetzt die Entwicklung mit minus x Prozent an. In den meisten Fällen ist x eine einstellige Zahl. Der Fahrplan für dieses Szenario schließt kaum Grausamkeiten ein.

Die zweiten Ebene - wenn es bereits weh tut: Dieser Plan kommt auf den Tisch, wenn die Firmenleitung von der IT einen substanziellen Beitrag zur Krisenbewältigung, sprich: Kostensenkung, verlangt. Beispielsweise soll der CIO für einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren 15 bis 25 Prozent weniger ausgeben als bisher. Nach den Anstrengungen der Vorjahre tut das schon richtig weh. Diese Schrumpfkur geht nicht ohne Einstellungs- und Entwicklungsstopp über die Bühne. Äußerlich ist diese Ebene am fehlenden Gebäck auf dem Besprechungstisch erkennbar.

Die dritte Ebene - der "Survival Mode": Dieser Fahrplan wirft Vieles über Bord, was zuvor als unabdingbar galt. Es geht darum, die Insolvenz zu vermeiden. Softwarewartung und Helpdesk gibt es nicht mehr, das halbe Team ist in Kurzarbeit, der IT-Leiter hyperventiliert. Nicht von ungefähr ist dieser Modus im Jargon als "Keep the lights on" bekannt. Sein Ziel ist nur noch, dass eben nicht der Letzte das Licht ausmacht.