Personal-Management/Kommentar

Abschied von der Jobsicherheit

02.07.2004
Hans Königes Redakteur CW

Die Erweiterung der Europäischen Union wird viel weitreichendere Konsequenzen haben, als es die meisten Beschäftigten in Westeuropa wahrhaben wollen. Die schönen Zeiten, in denen es möglich war, das gesamte Berufsleben bei einem Arbeitgeber zu verbringen, gehören der Vergangenheit an.

Die Argumentation der Arbeitgeber ist nüchtern: Sie agieren in einem globalen Markt, oft mit Standorten in allen Teilen der Welt. Danach müsse sich die Personalstrategie ausrichten. Was bedeutet das in der Praxis? Die Produktionsstätten weltweit mit all ihren Faktoren - vor allem Personalkosten - werden miteinander verglichen. "Wir können für unsere Produkte keine deutschen Preise mehr verlangen", jammerte unlängst der Geschäftsführer eines Softwarehauses, der in Indien entwickeln lässt. Alles wird durchkalkuliert, und wenn Deutschland zu teuer ist, wird ausgelagert.

Auch die Gewerkschaften sehen schweren Zeiten entgegen. Es wird ihnen langfristig nicht weiterhelfen, wenn sie - wie jetzt gerade geschehen - nach harten Verhandlungen den Arbeitgebern das Zugeständnis abringen, hier weiterzuproduzieren und dafür die Mitarbeiter auf einen Teil des Weihnachts- und Urlaubsgelds verzichten sowie ein paar Stunden mehr arbeiten. Spätestens übernächstes Jahr wird von neuem verhandelt, weil der Arbeitgeber einen noch günstigeren Standort gefunden hat. Es läuft auf das Argument hinaus: Die Commodities produzieren andere. Wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, brauchen wir hochqualifiziertes Personal und Innovationen.

Und schließlich muss jedem einzelnen Beschäftigten klar werden, dass er - wie es ein Professor für Personalwirtschaft formulierte - "keine Garantie mehr auf einen Stammplatz" im Unternehmen hat. Die ständige Jobunsicherheit bei gleichzeitig erhöhtem Druck am Arbeitsplatz wird für jeden Mitarbeiter zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahre gehören.