Abkommen mit AOL, Notes-Version 5 vorgestellt

Abkommen mit AOL, Notes-Version 5 vorgestellt Auf der Lotusphere stehen die Internet-Funktionen im Mittelpunkt

22.01.1999
ORLANDO (ws) - Nach der schrittweisen Anpassung von "Notes/Domino" an Internet-Standards sieht sich die IBM-Tochter mit der Version 5 nun für das Web-Business gerüstet. Die Entkopplung von Client und Server sowie bessere Skalierbarkeit sollen technisch die Voraussetzung schaffen, ein Kooperationsabkommen mit AOL breite Anwenderschichten erschließen.

Mit der neuesten Version von Notes/Domino verläßt Lotus die Defensivposition, die die IBM-Tochter angesichts der Internet- Bedrohung für die eigene Groupware eingenommen hatte. Offensichtliches Zeichen für das neue Engagement im E-Business ist das Kooperationsabkommen mit America Online. Nach der Übernahme von Netscape und dem Deal mit Sun Microsystems schickt sich der Online-Dienst nun an, mit Hilfe der IBM-Tochter auch professionelle Anwender für sich zu interessieren. Die Firma von Steve Case bietet personalisierbare Inhalte für Notes-Benutzer an, darunter solche von den News-Diensten Reuters und Associated Press. Gleichzeitig sind Notes-Anwender in der Lage, über die Sametime-Funktionen der im vergangenen Jahr übernommenen AOL- Gründung Ubique herauszufinden, ob bestimmte AOL-Mitglieder online sind, und mit ihnen einen Chat aufzunehmen. Lotus-President Jeff Papows kündigte auf der Hausmesse Lotusphere für die nahe Zukunft weitere Abkommen mit AOL an und sprach von einer strategischen Zusammmenarbeit zwischen den beiden Firmen.

Die IBM-Tochter hatte Notes schon im Zuge der beiden letzten Updates um die wichtigsten Internet-Techniken erweitert. Diese mußten aber intern noch zum großen Teil auf proprietäre Formate und Protokolle übertragen werden. Die höhere Skalierbarkeit von Domino 5 als Mail-Server wegen der nativen Unterstützung des Simple Message Transfer Protocol (SMTP) soll das Produkt auch über Firmennetze hinaus nutzbar machen. Der Wegfall von Größenbeschränkungen für Notes-Datenbanken und die damit möglichen zehn Millionen Benutzereinträge im Verzeichniskatalog genügen sogar den Anforderungen der meisten Internet-Service-Provider. Konterkariert werden diese Ambitionen jedoch durch ein kürzlich unterzeichnetes Vertriebsabkommen der IBM mit Software.com für "Intermail", das Big Blue im Rahmen größerer Internet-Projekte einsetzt. Zur weiteren Öffnung von Domino trägt auch bei, daß Load-Balancing und automatisches Failover von Notes-Clustern nun auch für Web-Browser zur Verfügung stehen.

Der Umbau auf offene Standards hatte zwangsläufig zur Folge, daß Client und Server auch mit jeweiligen Gegenstücken anderer Hersteller zusammenarbeiten können. Diese Entkopplung von Front- und Back-end versetzt Lotus in die Lage, Notes 5 eigenständig zu vermarkten. Die IBM-Tochter propagiert dieses als "einzig notwendigen Client", der neben E-Mail auch Faxe empfangen kann, Kalender sowie Suchfunktionen für unterschiedliche Datenquellen umfaßt, Verzeichnisse im Lightweight DirectoryAccess Protocol (LDAP) abzufragen vermag und zudem Internet-Chat erlaubt. Auf der Lotusphere vermeldete President Jeff Papows mehr als 34 Millionen verkaufte Notes-Lizenzen, davon alleine fünf Millionen im vierten Quartal 1998. Seit Jahren streitet Lotus mit Microsoft darüber, wer den Messaging-Markt mit seinen Produkten dominiert.