Aber Powersoft-Kauf belastet Boersenwert Die Sybase Inc. praesentiert ein glaenzendes Jahresergebnis

10.02.1995

MUENCHEN (hp) - Zufrieden zeigt sich die Sybase Inc. mit ihrem Geschaeftsjahr 1994. Sie konnte den Umsatz gegenueber dem Vorjahr um 63 Prozent steigern. Der Gewinn wuchs in diesem Zeitraum sogar um 68 Prozent. In diese Werte ging der Aufkauf von Powersoft allerdings noch nicht ein. Im Fiskaljahr 1994, das am 31. Dezember endete, nahm Sybase 694 Millionen Dollar ein. Im Vorjahr lag der Umsatz bei 427 Millionen Dollar. Der Profit wuchs von 44 Millionen auf 75 Millionen Dollar, der Gewinn pro Aktie stieg um 60 Prozent von 86 Cent auf 1,38 Dollar.

Das vierte Quartal 1994 schloss Sybase mit einem Umsatz von 214 Millionen Dollar ab, was einer Steigerung um 56 Prozent gegenueber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum entspricht. Der Profit betrug 29 Millionen Dollar und damit um 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bisher konzentrierte sich der Softwarehersteller in erster Linie auf das US-Geschaeft. Zwar stammte auch im letzten Jahr die Mehrheit der Kunden - rund 66 Prozent - aus den Vereinigten Staaten, aber der Anteil der Abnehmer ausserhalb der USA stieg um 96 Prozent und betraegt jetzt 34 Prozent. Der in Europa erzielte Umsatz lag 1994 bei 173 Millionen Dollar, was einem Anteil an den Gesamteinnahmen von rund 25 Prozent entspricht. Er stieg im vergangenen Jahr um 79 Prozent. Von den Einnahmen auf dem Alten Kontinent generierte Sybase rund ein Drittel in Deutschland. Hier konnte das Unternehmen einen Umsatzwachstum von rund 70 Prozent verbuchen.

Die guten finanziellen Resultate nutzte Sybase im vergangenen Jahr fuer zahlreiche Aufkaeufe. So erwarb die Software-Company die Oasis Group und den Connectivity-Spezialisten Micro Decisionware. Im Herbst 1994 erfolgte schliesslich die Uebernahme von Powersoft, die bisher groesste Fusion im Client-Server-Bereich. Rund 900 Millionen Dollar liess sich Sybase den Kauf des Tool-Anbieters kosten, eine betraechtliche Summe, erzielt Powersoft doch nur einen Jahresumsatz von 51 Millionen Dollar. Dies zeigt, wie sehr der Software- Anbieter an dem Hersteller von "Powerbuilder" interessiert war, der mit diesem Werkzeug einen Grossteil des Markts fuer Client- Server-Tools abdeckt.

Die Fusion der beiden Unternehmen hat sich negativ auf den Sybase- Kurs ausgewirkt. Nach einem Zwischenhoch von 54 Dollar fiel die Notiz auf 45 Dollar zurueck. Zum Zeitpunkt der Fusion wurde Powersoft an der Boerse mit 550 Millionen Dollar bewertet, Sybase mit 2,3 Milliarden. Der Datenbankanbieter wurde mit dem 3,6fachen des Umsatzes taxiert, bietet aber je Powersoft-Aktie 1,6 Anteilsscheine, was eine Verwaesserung des Verhaeltnisses zwischen Kurs und Umsatz bei Sybase bedeutet.

Wolfgang Martin, Marketing Director Central Europe bei Sybase, fuehrt den Kursrueckgang zu einem grossen Teil auf die Gewinnmitnahmen am Ende des Quartals zurueck, die es auch zu frueheren Zeitpunkten gegeben habe. Nicht zurueckweisen kann er die Vermutung, dass durch den Merger das Gewinnwachstum nicht mehr mit dem Umsatzplus mithalten kann. Dies sei durch die faelligen organisatorischen Massnahmen nach der Fusion bedingt.

Powersoft soll auch nach dem Zusammengehen der beiden Softwarehersteller, das Mitte Februar 1995 wirksam wird, als eigene Organisationseinheit bestehenbleiben. So wird auch die deutsche Powersoft-Niederlassung in Wiesbaden wie geplant weiter aufgebaut.

Auf der Suche nach neuen Geschaeftsbereichen will Sybase in den Multimedia-Markt einsteigen. Stolz berichtet das Unternehmen, dass der Kommunikationskonzern Bellsouth auf Basis von "Intermedia Software" in einem Testprojekt 12000 amerikanische Haushalte mit interaktiven Kundendiensten via Fernsehen versorgt. Zudem stellte der Datenbankspezialist Ende letzten Jahres ein Data-Warehouse- Konzept vor. Nicht engagieren moechte sich Sybase hingegen im Applikationsmarkt. "Dieser Bereich ist schon gut aufgeteilt. Wir haben Kooperationen mit Dun & Bradstreet, SAP, Peoplesoft und Baan. Das reicht", begruendet Martin.