Effizientere Analysen

ABAP-Tuning für SAPs Business Warehouse

08.04.2013
Von Jürgen Noe

Anwendungsfälle im Query-Reporting

Innerhalb des Berichtswesens basierend auf "BW BEx Queries" gibt es insgesamt neun Anwendungsfälle, in denen ABAP-Kenntnisse einen Vorteil für ein SAP-BW-Projekt bringen. Diese Anwendungsfälle erstrecken sich auf das Erstellen und Ausführen von Queries sowie das Berichtswesen.

13. Nachdem Daten in die Datenziele geladen wurden, lassen sich mittels des Query Designers "BEx Queries" auf den Infoprovidern erstellen, ausführen und das Ergebnis beispielsweise im Excel-Frontend für SAP BW Auswertungen anzeigen. Im Query Designer können Anwender statische und dynamische Filter über Query-Variablen definieren. Statische Filter sind wiederum fixe Merkmalswerte. Dynamische Filter können über Query-Exit-Variablen zum Merkmal definiert werden. Die Query-Exit-Variable wird zur Laufzeit der Query ausgeführt und bestimmt, welcher Merkmalswert zum Merkmal während der Query-Ausführung zurückgegeben wird. Das sind zum Beispiel Variable, die beispielsweise den vergangenen Monat oder das Zeitintervall vom 1. Januar bis heute zurückliefern. Neben diesen Exit-Variablen lassen sich dynamische Spaltenüberschriften definieren. Jede Query-Exit-Variable wird zentral im Exit "EXIT_SAPLRRS0_001" aufgerufen. In der täglichen Praxis benötigen Anwender häufig die Möglichkeit, Berechtigungen für den ausführenden Nutzer zur Laufzeit der Query zu ermitteln. Über dynamische Berechtigungsvariablen lässt sich zur Laufzeit der Query entscheiden, welche Daten ein Nutzer sehen darf und welche nicht.

14. Ein weiterer Anwendungsfall sind Merkmale und Kennzahlen, die nur zur Query-Laufzeit verfügbar sind. Solche Merkmale und Kennzahlen werden daher virtuelle Merkmale beziehungsweise virtuelle Kennzahlen genannt. Die virtuellen Merkmale und Kennzahlen selbst sind zwar bei der Query-Definition verfügbar, ihre Werte werden aber erst zur Query-Laufzeit in einem User-Exit (EXIT_SAPMRSRU_001) berechnet.

15. Neben der reinen Anzeige der Query-Ergebnisse in Excel lassen sich diese auch im Web darstellen. Mittels des "Web Application Designers" (WAD) können Entwickler Web-Applikationen erstellen. Der Web Application Designer verfügt über eine große Anzahl an vordefinierten Web-Elementen, so genannte "Webitems". Falls die Funktionalität dieser Standard-Webitems nicht ausreicht oder kundeneigene Webitems erstellt werden sollen, kann dies mittels objekt-orientierter Programmierung gelöst werden. Diese über den Standard hinausgehenden Webitems müssen dazu das Interface "IF_BICS_CONS_WEBITEM_CUST_EXIT" implementieren.

16. BEx Queries bieten die Möglichkeit, aus der Query in eine beliebige SAP-Transaktion abzuspringen. Dies geschieht über die so genannte Bericht-Bericht-Schnittstelle. In dieser Schnittstelle wird die Quell-Query, aus der der Absprung möglich sein soll, sowie das Sprungziel hinterlegt. Das Sprungziel kann jede beliebige Transaktion sein.

17. Neben der reinen Anzeige von Daten, lassen sich Daten aus dem BW auch in das ERP-System zurückschreiben. Das ist häufig bei Anwendungen der integrierten Planung der Fall. Plandaten werden dabei aus dem ERP ins BW geladen und dort den Planern zur Verfügung gestellt, mit der Option, die Planwerte auf aggregierter Ebene anzupassen. Die geänderten Werte können erneut verteilt und anschließend ins ERP zurückgeschrieben werden, beispielsweise für eine weitere Planungsrunde. Das Zurückschreiben funktioniert mit Hilfe so genannter Retraktoren. Neben den Standard-Retraktoren für CO können ABAP-Entwickler auch kundeneigene Retraktoren entwickeln.

18. Aus der Anforderung, dass Query-Ergebnisse als Schnittstelle für weitere Systeme oder Anwendungen dienen, ergibt sich ein weiterer Anwendungsfall für ABAP. Um Query-Ergebnisse in angeschlossenen Systemen verarbeiten zu können, müssen diese in Funktionsbausteine oder Klassen gekapselt werden. Zum Auslesen der Query sieht SAP die beiden Klassen "CL_RSR_REQUEST" und "CL_RSR_DATA_SET" als Schnittstelle vor.

19. Neben der reinen Darstellung der Query-Ergebnisse in Excel oder im Web hat SAP mit dem so genannten Composite Environment (CE) weitere Applikationen hinzugefügt, die die Produktivität von Nutzern im Web erhöhen sollen. Der Visual Composer (VC) ist beispielsweise Bestandteil des Composite Environment und erlaubt Geschäftsprozess-Experten die graphisch gestützte Modellierung von Abläufen ohne dafür eine Zeile Programmcode schreiben zu müssen. Dabei werden Applikationen aus verschiedenen vordefinierten Elementen zusammengestellt, die miteinander über vordefinierte Eingangs- und Ausgangsverbindungspunkte in Beziehung gesetzt werden. Der Hauptzweck dieser Anwendung ist es, service-orientierte Anwendungen zu erstellen und Services aufzurufen. Geschäftsprozess-Experten rufen bestimmte Services innerhalb ihrer Anwendungen auf, wie zum Beispiel Services für den Materialstamm oder andere kundeneigene Services. Diese Services können als Funktionsbausteine implementiert sein und im Visual Composer aufgerufen werden. Dies ist ein weiterer Anwendungsfall für ABAP im SAP BW.

20. Mit dem Zukauf von Business Objects (BO) 2008 hat SAP seinen Anwendern viele weitere Werkzeuge für die Berichtserstellung und -darstellung an die Hand gegeben. Eines dieser Werkzeuge ist Crystal Reports, mit dem ein pixel-genaues Berichts-Layout möglich ist und das WYSIWYG-Drucken unterstützt. Damit lassen sich Berichte beispielsweise einfach an bestehende Corporate Design Standards anpassen. Crystal Reports ist grundsätzlich offen für verschiedene Datenquellen. Daher unterstützt das Tool auch die Einbindung von SAP-Funktionsbausteinen als Datenquelle für einen Bericht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein SAP-ERP-, -CRM-, -SCM- oder -BW-System handelt. Diese Funktionsbausteine als Datenquelle für Crystal Reports bilden einen weiteren Anwendungsfall für ABAP.

21. Neben Crystal Reports hat SAP mit dem Zukauf von BO noch zwei weitere, wichtige Werkzeuge übernommen, um Berichte zu erzeugen und darzustellen. Das sind "WebIntelligence" für die Darstellung von Queries im Web mit einfachen Navigationsfunktionen, sowie "Dashboard Design", auch als "XCelsius" bekannt. Mit Dashboard Design können Entwickler anspruchsvolle Management-Cockpits auf einfache Art und Weise bauen. Alle diese Frontend-Werkzeuge unterstützen Web-Services als Datenquelle. In SAP lassen sich Funktionsbausteine einfach in Webservices umwandeln.