Motorola stellt sich auf die veränderte Marktsituation ein

88000-RISC-Linie soll kompatibel zu IBMs Power-Architektur sein

30.08.1991

MENLO PARK (IDG) - Mit der für die IBM und Apple als zukünftige Großkunden zu entwickelnden zweiten Generation von Power-Chips konnte die Motorola Corp. ihre Geschäfte bereits auf zwei durchtrainierte Beine stellen. Nun will das Unternehmen aus Schaumburg im Bundesstaat Illinois ihr Schäfchen ganz sicher ins Trockene bringen, indem es seinen eigenen 88000-RISC-Prozessor Stecker- und Bus-kompatibel zur neuen Power-CPU machen möchte.

Die Kompatibilitätsbemühungen sollen auch auf den 88110-Prozessor ausgedehnt werden. Das könnte insofern von Bedeutung sein, als Apples Pinkteam sich bei der Entwicklung seines objektorientierten Betriebssystems bislang auf die 88110-Hardware-Architektur konzentrierte.

Mit zwei zueinander kompatiblen Prozessor-Plattformen entstünde für Rechnerhersteller die Möglichkeit, auf Basis sowohl der 88000-Familie als auch der Power-CPU Hardwaresysteme zu produzieren. Interessant ist zudem, daß Motorola seinen 88110-Prozessor nach Insider-Meinung bereits im September auszuliefern beginnt, wenn auch noch nicht in großen Stückzahlen. Ihre RISC-CPU soll angeblich 75 MIPS Rechenleistung vorweisen können.

Für Motorola zahlt sich der eigene RISC-Prozessor möglicherweise in zweifacher Weise aus: Die erwartete hohe Rechenleistung, gepaart mit der Option, jetzt schon Hardwaresysteme entwickeln zu können, die unter der gleichen Betriebssystem-Plattform laufen wie die Power-Architektur, die in zwei Jahren erwartet wird, könnte die ins Hintertreffen geratene 88000-Prozessorfamilie für Hardwareproduzenten wieder sehr interessant machen.

Ein Hersteller hat allerdings schon abgewunken: Apple ist nach Aussagen von CEO John Sculley an dem Motorola-RISC-Chip nicht interessiert.