Nach Rekordzahlen wieder auf dem absteigenden Ast:

80386-Absatzflaute schwächt Intel

02.12.1988

SANTA CLARA (CW) - Der kalifornische Chip-Riese Intel hat wieder einmal mit rückläufigen Umsatz- und Gewinnzahlen zu kämpfen. Im vierten Quartal sieht der Geschäftsverlauf aufgrund eines stagnierenden Absatzes beim 80386-Prozessor nicht allzu rosig aus.

Noch im dritten Abschnitt des laufenden Geschäftsjahres hatte Intel Rekordzahlen präsentieren können. Verglichen mit dem Vorjahresquartal war der Gewinn um 77 Prozent auf 143 Millionen Dollar gestiegen, der Umsatz um 57 Prozent auf 785 Millionen Dollar.

Für das vierte Quartal hingegen prognostizieren Unternehmenssprecher rückläufige Ergebnisse. Der Gewinn werde gegenüber dem Rekordquartal auf 70 bis 90 Millionen Dollar abrutschen, der Umsatz um zehn Prozent auf 706 Millionen Dollar. Schuld daran, daß man im vierten Quartal wieder auf das Vorjahresniveau käme, sei eine Absatzflaute bei 80386-Chips. Man habe die Nachfrage nach diesem Mikroprozessor überschätzt und müsse nun mit einem Lagerüberschuß zurechtkommen.

Amerikanische Marktbeobachter werten die Schwierigkeiten des kalifornischen Chip-Herstellers als ein Resultat seiner aggressiven Strategie, der einzige Anbieter von 80386-Mikroprozessoren zu bleiben. Diese Strategie, erlaubte Intel, hohe Preise für diesen Chip zu verlangen - zur Zeit kostet der 80386 rund 200 Dollar - und das gesamte Geschäft für sich zu vereinnahmen.

Gerade Anfang dieses Jahres aber hatten die Kalifornier Mühe, die hohe Nachfrage nach diesem Prozessor zu erfüllen. Dies wiederum veranlaßte zahlreiche Kunden, sich übermäßig mit dem 80386 einzudecken. Folge: Die übertriebene Ordertätigkeit versperrte Intel den Blick für den tatsächlichen Bedarf. Als die Intel-Chip-Werke im dritten Quartal endlich mit dem aktuellen Bedarf mithalten konnten, sah man sich plötzlich mit einem unerwarteten Überangebot konfrontiert. Da die Produktion auf einen Drei-Monats-Zyklus ausgerichtet ist, tat sich Intel schwer, die Herstellung zu reduzieren.

Intel Chairman Gordon Moore erklärte, man habe zwar inzwischen entsprechende Schritte zur Drosselung der 80386-Produktion eingeleitet, doch leider dauere es sehr lange, bis sich eine solche Maßnahme auszahle. Deshalb werde man wohl bis zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres 1989 mehr 80386-Prozessoren produzieren, als man verkaufen könne.