IBM - Fabel-haftes "Über Computer"

800 000 Mark für das ImageÜber Computer.Das Computer-Zeitalter kommt nicht mehr. Es ist da.

28.11.1975

In Ihrem Briefkasten lag heute morgen ein Werbebrief. Den hat, samt Anschrift und Anrede, ein Computer geschrieben.

Vielleicht lag auch nur ein Kontoauszug drin. Den hat ein Computer erstellt und gedruckt.

Dann sind Sie mit dem Auto ins Bürogefahren. Ohne Computer wäre dieses Modell noch längst nicht produziert.

Beim Fahren haben Sie Grüne Welle gehabt. Die hat ein Computer ausgetüftelt.

Im Büro telefonieren Sie. Das Gespräch hat ein Computer vermittelt.

Sie zünden sich eine Zigarette an. Die immer gleiche Qualität garantiert ein Computer.

Schauen Sie sich selber an:

Den Schliff Ihrer Brillengläser hat ein Computer ausgerechnet.

Daß Ihre Uhr genau geht, hat ein Computer kontrolliert.

Die Bonitäts-Ziffer auf Ihrer Kreditkarte hat ein Computer festgelegt.

Die Maße Ihres Konfektionsanzuges hat ein Computer ermittelt.

Und selbst, wenn das alles nicht stimmt, wenn Sie keine Post bekommen haben, nicht Auto gefahren sind, nicht telefoniert haben und nicht rauchen, wenn Sie weder Brille noch Kreditkarte haben und statt des Konfektionsanzuges einen Maßanzug tragen, bleibt doch die Tatasche, daß Sie zu den Leuten gehören, die diese Anzeige lesen. Und das könnte uns, in einem Optimierungsprogramm, ein Computer schon vorher sagen.

Sie befinden sich also persönlich mitten im Computer-Zeitalter. Manch einer fühlt sich bei diesem Gedanken eher ungemütlich als gemütlich. Wir können Ihnen sagen, woher das kommt.

Etwas vom Unheimeligen am Computer-Zeitalter scheint, daß es unbemerkt entstanden ist. Viele nützliche Einzelanwendungen des Computers haben sich aneinandergefügt, und niemand hat sich bei dieser Addition überlegt, daß das Ganze schließlich mehr sein könnte als die Summe seiner Teile.

Deshalb gibt es heute zwar viele Computer, aber noch wenig Computer-Vertrautheit. Denn die vorhandene Information lehrt meistens nur die Fachleute, mit Computern zu arbeiten. Und nicht die Gesellschaft, mit Computern zu leben.

Vielmehr werden wir immer noch hauptsächlich dazu ausgebildet, uns zu administrieren: zum Zählen, Ordnen, Regulieren, Prüfen, zum Ablegen und Wiedervorlegen. Diese Lebensroutine ist uns so vertraut, daß sie uns schon fast als Lebens-Inhalt vorkommt. Und daß wir uns beraubt fühlten, wenn wir diese Lebensroutine den Computern überließen.

Als ob wir nicht Besseres zu tun hätten, als ein Computer tun kann. Denken z. B. Oder mehr leben.

IBM