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Skype-Chef Friis: Wir stehen für Offenheit

25.08.2005
Der Skype-Mitgründer Janus Friis (29) erläutert im Interview die neue Offenheit des Anbieters von Voice over IP nach dem P2P-Prinzip.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Skype Technologies ist vor allem für seinen weltweit millionenfach genutzten VoIP-Service (Voice over IP) bekannt. Nun sollen auch der Instant-Messaging-Dienst (IM) und die Präsenzanzeige populärer werden. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen Toolkits für Entwickler veröffentlicht, mit denen diese Skype-Technologien in Websites und Anwendungen integriert werden können (siehe auch: "Skype reagiert auf Google Talk")

Die Ankündigung kam unmittelbar, nachdem Google seinen IM-Service mit VoIP-Funktionalität veröffentlicht hatte (siehe auch: "Google spricht") und damit auf Skypes Territorium vordrang. John Blau vom IDG News Service hatte Gelegenheit zu einem Gespräch mit Janus Friis, dem Mitbegründer von Skype. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht bekannt, dass Intel eine Partnerschaft mit dem Peer-to-peer-Dienst anstrebte (siehe auch: "Intel sucht Zusammenarbeit mit Skype").

CW: Warum haben Sie sich entschlossen, Ihre Plattform zu öffnen?

Friis: Wir standen immer für Offenheit. Unser Ziel ist es, ein offenes Kommunikations-Web zu schaffen, bei dem es nicht um eingemauerte Gärten und Kommunikationsinseln geht, sondern darum, dass alles miteinander verbunden ist. Deshalb dehnen wir unsere Vorstellung von Offenheit nun auf das ganze Internet aus und ermöglichen es jedem, sich in Skype einzuklinken.

CW: Wie soll das gehen?

Friis: Unser Ziel ist es, Menschen dabei zu helfen, Websites und Anwendungen zu entwickeln, die mit unserer Nutzerbasis interagieren. Mit SkypeWeb bieten wir ein Toolset, das Entwicklern und anderen ermöglicht, Kommunikationsfunktionen in ihre Websites zu integrieren. Davon können einfache Sites, Online-Auktionen, Social Networks oder auch Weblogs gleichermaßen profitieren. Wir verstehen, dass die Menschen insbesondere in ihren Blogs mehr Kommunikationsfunktionen wollen. Sie wollen herausfinden, ob bestimmte Blogger gerade online sind und wie sie kontaktiert werden können - per Telefon oder Instant Messaging (IM). Es geht also im Wesentlichen darum, das gesamte Skype Netzwerk mit rund 51 Millionen Nutzern mit dem Web zu verbinden. Das ist bislang nicht geschehen.

CW: Was hat es mit ihrer anderen Ankündigung "SkypeNet" auf sich?

Friis: Wie SkypeWeb zielt auch dieses Produkt auf die Ausdehnung unserer Reichweite. SkypeNet ist ein API-Toolkit, das Entwicklern erlaubt Skype-Kommunikationsfunktionen in ihre Anwendungen einzubauen. Das könnte beispielsweise bei einem anderen Instant Messenger passieren, bei einem Game oder einem Media Player.

CW: Beide Produkte scheinen sich zu ähneln. Worin liegt der Unterschied?

Friis: Ja, beide Produkte verfolgen das Ziel, unsere Plattform auf das Internet auszudehnen. Doch sie unterscheiden sich. SkypeWeb ist, wie der Name sagt, auf das Web fokussiert. Es handelt sich um eine Tool-Sammlung für die Integration von Skype in Websites, etwas, das der Anwender über seinen Browser erledigt. SkypeNet zielt dagegen auf Applikationen. Entwickler können die Tools nutzen, um Skype-Kommunikationsfunktionen in ihre Anwendungen zu integrieren.

CW: Ist die Zusammenarbeit mit Entwicklern etwas Neues für Skype?

Friis: Wir haben schon heute eine Entwicklerzone, wo die Leute Code und Schnittstellentechnik beziehen können. In den vergangenen beiden Jahren ist eine funktionierende Entwickler-Community entstanden. Voicemail ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Leute unsere APIs genutzt und damit auf der Basis unserer Plattform ihre eigenen Programme geschrieben haben. Wir werden in Kürze Beispiele veröffentlichen, welche neuen Möglichkeiten die SkypeWeb- und SkypeNet-Tools bieten.

CW: Ihre Ankündigung kam just zu dem Zeitpunkt, als Google seine Instant-Messaging- und Voice-over-IP-Services herausbrachte. Haben Sie einfach nur darauf reagiert?

Friis: Ich hatte ein paar Gerüchte über Googles Pläne gehört. Wir arbeiten aber schon seit Monaten an SkypeWeb und SkypeNet.

CW: Drängen nicht beide Firmen in das Marktsegment des jeweils anderen?

Friis: Das würde ich nicht sagen. Wir gehen jedenfalls nicht in einen anderen Markt. Ein IM-Angebot haben wir ja längst. Wir wollen es lediglich für andere offen legen. Zu diesem Zweck schaffen wir ein Ökosystem von Entwicklern und arbeiten mit einer Reihe Hardwarehersteller zusammen. Wir sind weiter darauf konzentriert, die Zahl der Geräte und Plattformen auszubauen, mit denen Skype-User kommunzieren können.

CW: Mir ist bekannt, dass Sie mit einigen Handyherstellern Deals abgeschlossen haben, etwa mit Motorola. Aber was ist mit PC-Anbietern wie Dell und HP?

Friis: Wir reden ständig mit den Herstellern.

CW: Reden wir über Ihre Unabhängigkeit. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, Skype könne übernommen werden. Wollen Sie eigenständig bleiben?

Friis: Gerüchte gibt es immer. Alles was ich dazu sagen kann ist, wir haben das Unternehmen so aufgebaut, dass es selbständig agieren kann. Wir wachsen, indem wir neue Produkte entwickeln und über lokale Partnerschaften neue Regionen erschließen. Das funktioniert gut.

CW: Wie wäre es, wenn Google Skype übernähme? Immerhin hat Google enorme Macht und eine Menge Geld.

Friis: Viele Unternehmen da draußen haben Geld. Google ist ein tolles Unternehmen mit großartigen Produkten. Sie wachsen rasant, aber das tun wir auch. Wir sind mit unserer gegenwärtigen Position glücklich und wollen in den nächsten Jahren zu einem der großen Anbieter werden.

CW: Eine Frage zum Thema Regulierung. Sind Sie nicht besorgt über das ganze Gerede von Steuern auf Kommunikation via Voice over IP und Instant Messaging oder über die Forderungen nach einem 911-Notrufdienst in den USA?

Friis: Über Regulierung wird viel geredet. Etablierte Netzbetreiber haben extremen Einfluss und sie sind fleißig dabei, Lobbyarbeit zu betreiben. Aber auch wir reden mit den Regulierern und sie scheinen als generelle Daumenregel zu akzeptieren, dass Kommunikation frei sein sollte. Die Behörden sollten freie Kommunikation und Innovation nicht stoppen. Wir haben da aber keine größeren Bedenken. (hv)