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Bea tritt endlich Eclipse bei

23.02.2005
Nachdem IBM bei Eclipse vor einem Jahr ins zweite Glied zurücktrat, hält nun auch J2EE-Konkurrent Bea Systems die Zeit für ein eigenes Engagement für reif.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Rund ein Jahr nachdem IBM beim Konsortium für quelloffene Entwicklungs-Tools Eclipse in den Hintergrund getreten ist, tritt Bea Systems der Organisation bei und will in sein Engagement jährlich 1,5 Millionen Dollar investieren. Dies gab der Softwareanbieter gestern bekannt und kündigte gleichzeitig an, er werde die nächste Version seiner Java-Web-Services-Umgebung "Weblogic Workshop" auf die Open-Source-Plattform portieren.

Bea wird Board Member und Strategic Developer bei Eclipse und übernimmt mit die Führung des Web-Tools-Projekts von Eclipse, dessen erste Version für Sommer dieses Jahres avisiert ist. Es schlägt ferner ein Mehrsprachen-Compiler-Projekt vor, das an Microsofts "CLR" (Common Language Runtime) erninnert, und bietet überdies einen kostenlosen Profiler für seine Server-JVM (Java Virtual Machine) "JRockit" an.

Die Entscheidung zum Eclipse-Beitritt bezeichnete Bea als "substanzielles Investment, das eine zukünftige Richtung für uns angibt, in der sich aus unserer Sicht der Java-Tool-Markt entwickelt". Sie fällt drei Jahre nachdem der J2EE-Wettbewerber IBM Eclipse aus der Taufe gehoben hatte. Mit Bea und Sun "glänzten" seither zwei wichtige Java-Tools-Player mit Abwesenheit in dem Projekt. Bea hielt dies sogar noch im vergangenen Jahr aufrecht, nachdem Big Blue sich entschieden hatte, Eclipse in eine unabhängige, gebührenfinanzierte Organisation umzuwandeln (Computerwoche.de berichtete).

Bill Roth, Beas Vice President of Marketing, erklärte gestern, seine Firma habe mit dem Eclipse-Beitritt so lange gewartet, weil man "sicher sein wollte, dass alles so ist wie es scheint". Eclipse sei nun nicht länger nur eine IBM-Initiative. Sun ist damit der einzige namhafte J2EE-Plattform- und -Tool-Anbieter außerhalb von Eclipse. Daran dürfte sich auch wenig ändern, denn Sun pusht sein eigenes Open-Source-Framework "Netbeans" als Basis seiner eigenen Java-Entwicklungswerkzeuge.

Nach Einschätzung von "Computerwire" dürfte Beas Entscheidung Wasser auf die Mühlen all jener sein, die davon ausgehen, dass der Softwareentwicklungs-Sektor von nur noch zwei Umgebungen bestimmt wird - .NET/Visual Studio von Microsoft und eben Eclipse. Bea hat sich dieser offenbar unausweichlichen Entwicklung gebeugt und öffnet seinen Workshop damit für tausende von Eclipse-basierenden Plug-ins von ISVs (Independent Software Vendors = unabhängigen Softwarefirmen) und Developern.

Indem es Dritten über Eclipse die Möglichkeit gibt, sich einzuklinken, könnte Bea theoretisch die Funktionalität seiner Umgebung erweitern und damit deren Nutzwert für Entwickler erhöhen - IBM hat dies bereits erfolgreich mit zunächst der "Websphere"-IDE (Integrated Development Environment) und später den Rational-Tools vorgemacht.

Bea selbst gibt an, es werde mit seinem Beitritt zu Eclipse die Java-Entwicklung durch die Architektur von Workshop vereinfachen, das Drag-and-drop-Development für Java bietet. Es übernimmt die gemeinsame Führung des Web-Tools-Projekts von Eclipse, nachdem Mitleiter Bjorn Benson Freeman dieses verlassen hat, um sich Vollzeit um Eclipse zu kümmern. Roth ergänzte, Bea werde seinen angekündigten Beitrag von 1,5 Millionen Dollar in Form von Code und Mannstunden beisteuern.

Zudem schlägt die Firma ein Projekt vor, das sich verdächtig ähnlich anhört wie Microsofts Common Language Runtime. Der angedachte Mehrsprachen-Compiler soll demnach "ein gemeinsames Set von Services bereitstellen, sodass jedes Entwiclklungs-Framework sprachbezogene oder sprachneutrale Services nutzen kann, statt in einem Silo von Java oder C zu operieren". Dies soll Entwicklern etwa dabei helfen, Java mit Java Server Pages (JSP) und HTML zu kombinieren und Java Scripts mit Business Process Execution Language (BPEL) und Business Process Execution Language for Java (BPELJ).

Sybase, das bereits seit 2002 bei Eclipse mit von der Partie ist, engagiert sich künftig stärker in dem Projekt und wird ebenfalls Board-Mitglied. Es schlägt ferner ein "Data Tools Project" für Datenbank-Management-Werkzeuge vor und wird dafür auch Lead Developer. (tc)