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Oracle sagt SAP und IBM den Kampf an

27.01.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Wir haben Peoplesoft gekauft, um unsere Marktposition zu festigen", erklärte Oracle-Chef Lawrence Ellison anlässlich einer Analystenkonferenz. Der Datenbankspezialist werde seine Kräfte darauf konzentrieren, Führungspositionen in bestimmten Märkten zu verteidigen und Segmente, in denen Oracle derzeit auf Position zwei steht, verstärkt zu attackieren.

Als Beispiel nannte Ellison den Markt für Application Server, in dem sich Oracle und Bea derzeit einen Kampf um Platz zwei hinter IBM liefern. "Ich bin ziemlich sicher, bald die Nummer eins zu sein", gab sich der Oracle-CEO selbstbewusst. Um dieses Ziel zu erreichen, schloß Ellison weitere Akquisitionen nicht aus. Bereits während des 18 Monate dauernden Übernahmekampfes um Peoplesoft waren wiederholt Spekulationen aufgekommen, Oracle könnte versuchen, Bea zu übernehmen.

Auch vor SAP ist Ellison nicht bange. Oracle sei der führende Applikationsanbieter in Nordamerika, tönte er vor den Analysten. Allerdings müsse man den Markt differenziert betrachten. Es gebe Branchen und Regionen, in denen es keinen Sinn gebe, SAP anzugreifen. "Wir werden uns nicht den Kopf einschlagen und gegen SAP in Deutschland antreten", erläuterte Ellison.

Als Vorteil für Oracle sieht Ellison das umfassendere Produktportfolio. Mit einer eigenen Applikationslinie, der Middleware und der Datenbank sei Oracle in der Lage, den Kunden einen kompletten Produkt-Stack zu offerieren. Dagegen habe sich IBM aus dem Applikationsgeschäft zurückgezogen und SAP verfüge über keine eigene Datenbank. "Wir ziehen gerne in eine Technikschlacht gegen SAP", gab sich Ellison siegesgewiss.

SAP sieht der Kampfansage gelassen entgegen. Eine Gefahr für die eigene Position als weltweiter Marktführer im Geschäft für Business-Applikationen kann SAP-Chef Henning Kagermann nicht ausmachen. Es wäre das erste Mal, dass ein Unternehmen mit so wenig Ressourcen in so kurzer Zeit seine hoch gesteckten Ziele erreicht, stutzt Kagermann die Ambitionen Ellisons zurecht. "Ich kann nur sagen: Viel Glück!" (ba)