Web

British Telecom kauft Infonet für 965 Millionen Dollar

08.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die British Telecom (BT) Group PLC will den US-amerikanischen Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen Infonet Services Corp. übernehmen. Der Kaufpreis beträgt 965 Millionen Dollar. Abzüglich der Barreserven von Infonet in Höhe von 390 Millionen Dollar ergibt sich ein reales Gesamtvolumen des Deals von 575 Millionen Dollar. Die Aktionäre bekommen damit 2,06 Dollar je Infonet-Papier. Das bedeutet eine Prämie von 23 Cent gegenüber dem Durchschnittskurs von 1,68 Dollar während der zurückliegenden drei Monate. Allerdings konnte das Papier zuletzt zulegen. Der Schlusskurs am vergangenen Freitag betrug 2,07 Dollar. Die sechs größten Aktionäre des im kalifornischen El Segundo beheimateten Dienstleisters, die 97 Prozent der Stimmrechte auf sich vereinen, haben bereits Zustimmung signalisiert.

Die BT-Verantwortlichen wollen mit dieser Akquisition ihre Position im Servicesektor stärken. Angesichts rückläufiger Geschäfte im klassischen Festnetzbereich waren entsprechende Schritte in der Dienstleistungssparte bereits seit längerem erwartet worden. BT-Chef Ben Verwaayen bezeichnete die Übernahme als Meilenstein im Zuge der strategischen Neuausrichtung hin zu einem Dienstleistungsanbieter.

Mit der Übernahme von Infonet stärken die Briten vor allem ihre Präsenz in den USA sowie im asiatischen Raum. Infonet bringt rund 1800 Unternehmenskunden mit. Allerdings hat auch der US-amerikanische Serviceanbieter zu kämpfen. Angesichts des härter werdenden Wettbewerbs verbuchte das Unternehmen im Ende April abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 622 Millionen Dollar. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 67 Millionen Dollar. Mit schwarzen zahlen rechneten die Verantwortlichen damals erst im Jahr 2006.

Wie die Integration ablaufen soll, ist bislang nicht bekannt. Vorerst soll Infonet-CEO Jose Callazo die Geschäfte des Dienstleisters weiterführen. Wie lange das Engagement dauern wird, ist nicht bekannt. Langfristig erwarten sich die BT-Verantwortlichen deutliche Vorteile durch Kosteneinsparungen. In drei Jahren will man die jährlichen Kosten des kombinierten Unternehmens um 150 Millionen Dollar gedrückt haben. So sollen beispielsweise Überlappungen im weltweiten Netz beider Firmen sowie innerhalb der operativen und administrativen Geschäftseinheiten eliminiert werden. Wie viele Mitarbeiter dieser Umstrukturierung zum Opfer fallen werden, ist derzeit nicht absehbar.

Analysten bewerten die Pläne von BT positiv. So würden zwar beide Servicedivisionen Verluste schreiben, erläutert Julien Hewett, Chief Analyst von Ovum. Gemeinsam hätten beide Player jedoch die Chance, von den Synergien zu profitieren. Es werde jedoch darauf ankommen, wie die Akquisition umgesetzt werde. Bislang habe BT kein glückliches Händchen bei seinen globalen Expansionsplänen gezeigt. Beide Seiten versuchten kurz nach Bekanntgabe des Deals diese bedenken zu zerstreuen. "Wir sind keine Jungfrauen, was die Integration von Plattformen und Organisation betrifft", hieß es in einer Telefonkonferenz. (ba)