Web

IG Metall: Führungsstil trug Infineon-Chef Schumacher aus der Kurve

26.03.2004

Dem Rücktritt von Infineon-Chef Ulrich Schumacher sind offenbar heftige Vorwürfe über die Strategie des Halbleiterkonzerns in den vergangenen Jahren vorausgegangen: Presseberichten zufolge kam es am Donnerstag auf einer kurzfristig anberaumten Sonder-Aufsichtsratssitzung zum Eklat. Wie die IG Metall mitteilt, waren sich der für das operative Geschäft verantwortliche Vorstand (COO) Andreas von Zitzewitz und Finanzchef Peter Fischl bereits seit längerem mit Schumacher über den Führungsstil des Unternehmens uneinig. Auf der Sondersitzung habe es dann gekracht. Wesentlicher Punkt sei dabei der als selbstherrlich kritisierte Führungsstil gewesen, so die Gewerkschaftler. Schumacher habe unter anderem eine wenig behutsamen Personalpolitik betrieben und die rigide Auslagerung von Arbeitsplätzen verfolgt. Der 45-jährige Topmanager habe daraufhin mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt. Wie

andere Quellen mit Verweis auf Aufsichtsratskreise berichten, soll ihm das Gremium einstimmig nahe gelegt haben, sein Amt niederzulegen. Falls Schumacher der Aufforderung nicht gefolgt wäre, hätte der Aufsichtsrat ihn dazu gezwungen.

Ungewöhnlich ist nach wie vor die wenig sensible Art der Bekanntgabe. Gewöhnlich werden Personalien dieser Größenordnung am Wochenende oder auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, wenn die Börse geschlossen oder wenigstens hinreichend Aufklärung betrieben werden kann. Infineon gab stattdessen am späten Nachmittag nur eine knappe Ad-hoc-Mitteilung heraus. Auch der Zeitpunkt, kurz vor dem fünfjährigen Bestehen des Unternehmens, war äußerst ungünstig gewählt.

Schumacher war als promovierter Elektroingenieur 1986 zu Siemens gekommen, zehn Jahres später war er bereits zum Vorsitzenden des Bereichsvorstands Halbleiter aufgestiegen. Als am 1. April 1999 die Sparte in die neu gegründete Infineon Technologies AG eingebracht wurde, erhielt Schumacher den Chefposten. Im März 2000 brachte der Topmanager Infineon an die Börse. "Ich könnte mir problemlos vorstellen, hier noch 20 Jahre zu bleiben", hatte Schumacher noch vor kurzem in einem Gespräch mit der "Financial Times Deutschland" gesagt. Der Siemens-Ableger will nun einen Nachfolger außerhalb des Konzerns suchen. Als Interimschef wurde der Aufsichtsratsvorsitzende Max Dietrich Kley eingesetzt. (mb)