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Worldcom-Untersuchungsbericht belastet KPMG und Citigroup

27.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der insolvente US-Carrier Worldcom (jetzt MCI ) hat offenbar zwischen 1998 und 2001 mit Hilfe einer aggressiven Steuerstrategie von KPMG mehrere hundert Millionen Dollar unterschlagen. Wie aus dem Abschlussbericht des gerichtlich beauftragten Gutachters Richard Thornburgh hervorgeht, empfahlen die Wirtschaftsprüfer dem Unternehmen, von seinen Tochtergesellschaften Lizenzgebühren für Dienstleistungen wie die strategische Planung des Gesamtkonzerns zu verlangen. Die insgesamt mehr als 20 Milliarden Dollar hohen Abgaben an den Mutterkonzern hätten die Worldcom-Töchter anschließend gegenüber dem Fiskus als Aufwendungen geltend gemacht.

Dem Bericht zufolge konnten KPMG und Worldcom bereits gegenüber dem Insolvenzprüfer nicht ausreichend begründen, warum die strategische Planung des Managements wie einen immateriellen Vermögenswert behandelt werden müsse. Thornburgh deutete sogar an, dass Worldcom seinen Auditor wegen fehlerhafter Beratung und Fahrlässigkeit gerichtlich zur Rechenschaft ziehen könne.

KPMG bezeichnete die Vorwürfe als schlichtweg falsch. Das Programm sei ein gebräuchliches Mittel für Konzerne mit mehreren Niederlassungen. Ein Großteil der Unternehmen mit verzweigter Struktur würde ähnliche Strategien einsetzen, um die Einnahmen zu verteilen und ihre Gewinne in Gebiete mit niedrigem Steuersatz zu verschieben. Worldcom erklärte in diesem Zusammenhang, der interne Untersuchungsausschuss habe sich intensiv mit dem Programm auseinandergesetzt und es für legal befunden. Der Carrier beabsichtige daher nicht, KMPG zu verklagen.

Daneben wurden in dem Untersuchungsbericht auch der frühere Worldcom-CEO Bernard Ebbers sowie die Citigroup-Tochter Smith Barney belastet. So habe die Investment-Bank dem Unternehmensgründer als Gegenleistung für Worldcom-Aufträge im großen Stil Neuemissionsaktien zugeteilt. Zwischen Juni 1996 und August 2000 hätten sich Ebbers Investitionsgewinne dabei auf 12,8 Millionen Dollar summiert. Im Gegenzug schanzte der Worldcom-Chef Smith Barney über nahezu dem gleichen Zeitraum Aufträge mit einem Volumen von 106,8 Millionen Dollar zu. Außerdem habe sich Ebbers mit Krediten von mehr als 400 Millionen Dollar aus der Firmenkasse bedient. Thornburgh empfahl daher, den früheren CEO Ebbers wegen Verstoßes gegen die Fürsorgepflicht sowie gegen die Bank Smith Barney wegen Beihilfe belangen. Daneben könne der Carrier auch den ehemaligen Finanzchef Scott Sullivan und weitere Ex-Mitarbeiter wegen Betrug und Untreue verklagen. (mb)