543 Millionen Dollar Verlust im dritten Quartal Computervision will nur noch den CAD/CAM-Markt bedienen

05.11.1993

BEDFORD (CW) - Vor dem Hintergrund eines hohen Quartalsverlustes kuendigte die Computervision Corp. (CV) eine Reihe strategischer Massnahmen an. Dazu gehoert der Abbau des Personalbestandes um 2000 Beschaeftigte und der vollstaendige Abschied vom Rechnerverkauf. Ein Kooperationsvertrag sieht vor, dass kuenftig Sun Microsystems die CV-Klientel direkt mit Hardware beliefert.

Die mit der Fokussierung auf den Bereich CAD/CAM-Software und Service einhergehende Umstrukturierung des Unternehmens duerfte in den naechsten 18 Monaten etwa 2000 CV-Mitarbeiter den Arbeitsplatz kosten. Das sind knapp 43 Prozent der Gesamtbelegschaft von weltweit 4700 Angestellten. Nicht mehr benoetigte Niederlassungen werden geschlossen, teilte das Unternehmen weiter mit. Die in die Wege geleiteten Massnahmen seien, so CEO und Chairman Russel Planitzer, "wesentlicher Bestandteil fuer die Positionierung von Computervision als Software- und Service-Anbieter". Er sei sich sicher, "dass die finanziellen Operationen und die Konzentration auf das, was wir am besten koennen, uns wieder in die Gewinnzone bringen werden".

Bei einem Umsatz von 183,9 Millionen Dollar verzeichnete das aus dem Hardwarehersteller Prime hervorgegangene Unternehmen im dritten Quartal 1993 einen Verlust von 543 Millionen Dollar. Nach Angaben des Unternehmens sind in dem Minusbetrag allerdings einmalige Aufwendungen in Hoehe von 515,8 Millionen Dollar enthalten. Diese setzen sich zusammen aus einer mit dem Ausstieg aus dem Hardwareverkauf verbundenen "Goodwill"-Abschreibung und anderen Wertberichtigungen sowie Belastungen von 150,2 Millionen Dollar, die fuer Abfindungen und die Reduzierung von Betriebsmitteln aufgebracht werden muessen. Eine Dividende wird nicht gezahlt.

Den Umsatzrueckgang von 21 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 1992 erklaerte das Unternehmen vor allem mit den gegenueber diesem Vorjahresabschnitt um 41 Prozent verringerten Hardwareverkaeufen. Allerdings musste CV auch einen um 13 Prozent gesunkenen Umsatz im Sektor Software und Services melden, der kuenftig das einzige Standbein des Unternehmens sein soll.

Vertrag mit Sun tritt 1994 in Kraft

Die Company beendete das dritte Quartal (3. Oktober 1993) eigenen Angaben zufolge mit 49,3 Millionen Dollar liquider Mittel. Allerdings wies CV aufgrund des genannten Gesamtergebnisses ein Negativkapital von 515 Millionen Dollar zum Ende des Berichtszeitraums auf und verstiess damit gegen einige Bankverpflichtungen. Zur Zeit bemuehe sich das Management um eine Veraenderung der Kreditkonditionen, hiess es weiter.

In Zusammenhang mit dem Ausstieg aus dem Rechnervertrieb hat CV ausserdem ein Kooperationsabkommen mit Sun Microsystems geschlossen, das zum 1. Januar 1994 in Kraft tritt. Demnach soll Sun seine Hardware - gegen eine nicht naeher konkretisierte Gegenleistung - direkt an die Klientel von Computervision verkaufen. Schon bisher machte CV mit Sun-Rechnern 80 Prozent seiner Umsaetze aus dem Hardwarevertrieb. Den Service fuer diesen Bereich wird das Unternehmen allerdings auch kuenftig selbst anbieten. Im abgelaufenen dritten Quartal erzielte CV mit Hardwareverkaeufen rund 14 Prozent des Gesamtumsatzes.

Zufrieden ueber das Abkommen aeusserte sich CV-Chef Planitzer: "Dieses Modell entschaedigt uns fuer den von uns geleisteten Aufwand und erlaubt uns, die Fixkosten und Risiken, die mit dem Vertrieb von Hardware verbunden sind, zu senken."