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Großbritannien will Gesundheitswesen digitalisieren

03.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sein schon legendär schlechtes Gesundheitswesen will Großbritannien durch eine massive Technikoffensive auf Vordermann bringen. Dafür werden laut "Wall Street Journal" umgerechnet rund 17 Milliarden Dollar investiert. In den kommenden zwei Jahren sollen alle Krankenhäuser, Kliniken und Arztpraxen vernetzt werden. Die Krankenakten aller Bürger sollen künftig sicher in einer zentralen Datenbank lagern und Medizinern über ein Breitbandnetz zugänglich sein. Arzttermine und -überweisungen sollen online passieren, Rezepte elektronisch in die Apotheken wandern. Das ambitionierte Projekt des National Health Service (NHS) könnte Vorbildcharakter für andere Industriestaaten bekommen.

Die Computertechnik hat dem Gesundheitswesen bis dato weniger genützt als anderen Branchen wie Banken oder Luftfahrt. In den USA wurden nach Angaben der Chicagoer Marktforschungsfirma Dorenfest & Associates im vergangenen Jahr in diesem Bereich 23,6 Milliarden Dollar investiert, 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings flossen die meisten Investitionen in Insellösungen, die nicht ohne weiteres untereinander kommunizieren. Die Übertragung von Patientendaten etwa ist komplex und wird daher selten genutzt.

"Deswegen ist der britische Plan toll", erklärte Glyn Hayes, Arzt und Berater der British Computer Society (nicht in das NHS-Projekt involviert). "Wenn das Projekt erfolgreich ist, wird das britische Gesundheitssystem dem Rest der Welt bis zum Jahr 2008 überlegen sein." Bislang gilt das Vorhaben allerdings nur für England, die Systeme in Wales und Schottland werden separat betrieben. Für die ersten drei Projektjahre hat die Regierung 3,9 Milliarden Dollar bewilligt, in den folgenden sieben Jahren sollen weitere 13 Milliarden in Folgeverträge und eine Erhöhung des NHS-IT-Budgets fließen. (tc)