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RIAA verklagt 261 Tauschbörsianer

09.09.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Dachverband der US-Musikindustrie RIAA (Recording Industry Association of America) hat erstmals Klagen gegen angebliche Nutzer von Musiktauschbörsen bei verschiedenen Bezirksgerichten in den USA eingereicht. Die vorerst 261 Strafanzeigen richten sich zunächst nur gegen größere Fische - die Angeklagten haben laut RIAA im Schnitt mehr als 1000 urheberrechtlich geschützte Songs im Netz angeboten. Tausende weitere Klagen seien jedoch in Vorbereitung.

Niemand liebe es, den Bösen zu spielen und rechtliche Schritte einzuleiten, so RIAA-President Cary Sherman in einer Telefonkonferenz: Wenn man jedoch durch illegale Aktivitäten Schaden erleide, komme einmal die Zeit, aufzustehen und die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Der Interessenverband kündigte gleichzeitig auch ein Amnestieprogramm für reuige Fileswapper an: So ist die RIAA bereit, auf eine strafrechtliche Verfolgung verzichten, wenn sich die Musikpiraten melden und eine notariell beglaubigte Erklärung abgeben, dass sie die illegal gesammelten Titel von ihren Festplatten löschen (Computerwoche online berichtete).

Das Friedensangebot habe allerdings einen gewaltigen Haken, so die Verbraucherschutzorganisation EFF (Electronic Frontier Foundation): Die Amnestie gelte nur für Tauschbörsen-Teilnehmer, gegen die die RIAA noch nicht ermittelt. Hat die Musikindustrie dagegen bereits eine Untersuchung aufgenommen, werde ihr mit einem Geständnis die Arbeit sichtlich erleichtert. Daneben bestehe trotzdem noch die Gefahr, dass anstelle der RIAA die Künstler selbst Anzeige erstatten.

Nach dem U.S. Digital Millenium Copyright Act drohen den Angeklagten Geldstrafen von bis zu 150.000 Dollar pro illegal erworbenem Musikstück. Laut RIAA-Presiden Sherman wurden einige frühere Fälle jedoch bereits mit der Zahlung von rund 3000 Dollar beigelegt. (mb)