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Oracle macht ein Drittel weniger Gewinn

18.09.2002
Oracle hat im ersten Quartal zehn Prozent weniger eingenommen als im Vorjahr. Eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht, weswegen der Datenbankanbieter weitere Stellen abbauen wird.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Oracle hat gestern nach US-Börsenschluss seine mit Spannung erwarteten Zahlen zum ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres vorgelegt. Diese machen wenig Hoffnung auf eine baldige Besserung des schwächelnden Markts für Unternehmenssoftware. Der Nettogewinn für das Ende August abgeschlossene Vierteljahr ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 33 Prozent auf 342,7 Millionen Dollar zurück, enthalten ist eine Wertabschreibung von 72,1 Millionen Dollar für die Beteiligung an Liberate Technologies.

CFO Jeff Henley: "Wir erleben die schwierigste Marktlage seit 1974-75."
CFO Jeff Henley: "Wir erleben die schwierigste Marktlage seit 1974-75."

Im Berichtszeitraum des Vorjahres hatte der Nettogewinn 510,6 Millionen Dollar oder neun Cent je Anteilschein betragen. Abzüglich der Sonderbelastung ergibt sich aktuell ein Gewinn von sieben Cent pro Aktie, im Rahmen der bisherigen Prognose des Unternehmens. Oracles Umsatz ging im Jahresvergleich von 2,27 Milliarden Dollar um zehn Prozent auf 2,03 Milliarden Dollar zurück (im sechsten Quartal in Folge übrigens). Die Wall-Street-Analysten hatten laut Thomson First Call Einnahmen von 2,06 Milliarden Dollar erwartet.

Der Umsatz mit Neulizenzen, wichtiger Indikator für die Nachfrage im Softwaresektor, fiel im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 549 Millionen Dollar und lag damit am unteren Ende der im Juni geschätzten 15 bis 25 Prozent Umsatzrückgang. Dafür stiegen die Einnahmen aus Software-Updates um acht Prozent auf 620 Millionen Dollar. Von den rund 200.000 Datenbank-Kunden seien inzwischen etwa 25 Prozent auf die aktuelle Version "9i" umgestiegen; bis Ende des Jahres rechnet Henley mit 50 Prozent.Das Kerngeschäft mit Datenbanken ist weiter unter Druck; hier ging der Umsatz mit Neu- und Update-Lizenzen um neun Prozent auf 921,5 Millionen Dollar. Den ERP-"Applications" ging es mit minus acht Prozent auf 246,6 Millionen Dollar nicht besser. Regional schwächelte vor allem die Region Asia-Pacific mit 35 Prozent weniger Einnahmen.

Dem Abschwung der Gesamtwirtschaft und sinkenden Investitionen der Unternehmen begegnet Oracle wie viele Wettbewerber auch mit Maßnahmen zur Kostensenkung. Die gesamten operativen Ausgaben drückte das kalifornische Unternehmen um fünf Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar. Die Ausgaben für Vertrieb und Marketing sanken dabei um zwölf, die für Services um sieben Prozent. Auch am Personal wird gespart: Im Laufe des abgeschlossenen Quartals wurden 600 Stellen abgebaut; zum 31. August beschäftigte Oracle laut Henley 41.496 Mitarbeiter. Im laufenden Dreimonatszeitraum sollen nochmals 500 bis 600 Arbeitsplätze wegfallen.

Auch für das laufende zweite Quartal rechnet CFO (Chief Financial Officer) Jeff Henley mit einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber den seinerzeit eingenommenen 2,38 Milliarden Dollar erwartet der Finanzchef vier bis sieben Prozent weniger Umsatz und in der Folge acht bis neun Cent Gewinn pro Aktie. In einem Conference Call nach Veröffentlichung der Zahlen bemühte er sich aber um einen optimistischen Unterton. "Aus unserer Sicht ist das Schlimmste vorüber", sagte Henley. "Es ist trotzdem ziemlich entmutigend, weil wir zu diesem Zeitpunkt eigentlich eine stärkere Erholung erwartet hatten."

Zum Fixing an der Nasdaq schloss die Oracle-Aktie gestern 25 Cent schwächer bei 9,03 Dollar. Im nachbörslichen Handel fiel das Papier weiter auf 8,41 Dollar. (tc)