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Worldcom-Konkursfinanzierung scheint gesichert

15.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die beiden Großbanken Citigroup und J.P. Morgan Chase sowie GE Capital wären einem Bericht des "Wall Street Journal" bereit, Worldcom die im Falle eines Antrags auf Gläubigerschutz gemäß Paragraf elf des US-Konkursrechts nötige so genannte DIP-Finanzierung ("Debtor-in-Possession") zur Verfügung zu stellen. Die beiden erstgenannten gehören zu den insgesamt 27 Geldinstituten, die dem angeschlagenen TK-Riesen im vergangenen Mai kurz vor Bekanntwerden des groß angelegten Bilanzbetrugs einen ungesicherten Kredit in Höhe von 2,65 Milliarden Dollar eingeräumt hatten.

Die übrigen 25 Geldgeber unter Federführung der Deutschen Bank (von der rund 2,5 der insgesamt 2,65 Milliarden kamen) hatten am vergangenen Freitag beim New York Supreme Court eine einstweilige Verfügung gegen Worldcom beantragt, die den Zugriff auf die Kreditlinie untersagen soll. Die zuständige Richterin Helen Freedman lehnte die ungewohnt aggresive Anfrage zunächst ab und beraumte für Dienstag dieser Woche eine Anhörung an. "Wir wären effektiv aus dem Geschäft, wenn wir das Geld nicht verwenden können", fürchtet Worlcom-Anwalt Joseph Allerhand von der New Yorker Kanzlei Weil, Gotshal & Manges.

Michael Powell, Vorsitzender der Aufsichtsbehörde FCC (Federal Communciations Commission) hat sich inzwischen erstmals nach Bekanntwerden des Worldcom-Skandals öffentlich in der Sache geäußert. Angesichts der "extremen Krise" der TK-Branche könnte seine Behörde einer der so genannten Baby Bells (regionale Telefongesellschaft aus der Zerschlagung von AT&T im Jahre 1984) die Übernahme von Worldcom erlauben - eine früher undenkbare Kombination. Die Entscheidung sei allerdings weniger moralisch als vielmehr von Sachzwängen getrieben, denn es gelte die rund 20 Millionen Worldcom-Kunden auch weiterhin zu versorgen.

Billy Tauzin, Mitglied des Worldcom-Untersuchungsausschuss beim US-Kongress, erklärte gestern gegenüber dem Fernsehsender "ABC", der Bilanzbetrug des TK-Konzerns beschränke sich vermutlich nicht nur auf das Jahr 2001, sondern reiche wohl bis April 2000 zurück. Dies habe eine erste Sichtung von insgesamt fünf Kisten Material ergeben. Aus den Unterlagen gehe ferner hervor, dass Ex-Finanzchef Scott Sullivan von mindestens zwei Angestellten auf Falschbuchungen aufmerksam gemacht worden sei. Sullivan und andere Manager hätten diese Hinweise zu unterdrücken versucht. (tc)