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US-Justizministerium untersucht Bilanzpraktiken von Qwest

05.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der US-Börsenaufsicht SEC interessiert sich nun offenbar auch das Justizministerium für die Bilanzierungspraktiken des Carriers Qwest. Das berichtet zumindest das "Wallstreet Journal" mit Verweis auf vertraute Kreise. Demnach hat das Justice Department bereits eine strafrechtliche Untersuchung gegen den viertgrößten regionalen TK-Konzern in den USA eingeleitet. Qwest hingegen teilte mit, es gebe keinen Hinweis auf entsprechende Aktivitäten.

Die SEC ermittelt laut Presseberichten bereits seit April, ob das Unternehmen Einnahmen in Gesamthöhe von 1,4 Milliarden Dollar aus dem Verkauf von Netzkapazitäten inkorrekt verbucht hat (Computerwoche online berichtete). Ähnlich wie Global Crossing tauschte Qwest in den vergangenen Jahren mit anderen Carriern Kapazitäten aus, teilweise sogar in fast identischem Umfang. Die Börsenaufsicht versucht nun herauszufinden, ob die Tauschpartner die Netzkapazitäten auch wirklich benötigt haben.

Neben den Betrugsvorwürfen leidet der US-Carrier unter einem Schuldenberg von rund 26,6 Milliarden Dollar sowie den vorhandenen Überkapazitäten im Glasfaserbereich. Die Kreditwürdigkeit des Konzerns wurde von Rating-Agenturen auf den Junk-Status herabgestuft. Mitte Juni erklärte der bisherige Qwest-Chef Joseph Nacchio seinen Rücktritt und wurde von Richard Notebaert abgelöst (Computerwoche online berichtete). Um Kosten und Schulden zu reduzieren, forderte der Konzern am vergangenen Montag seine rund 57.000 Mitarbeiter auf, wenn möglich zwischen 1. Juli und Ende September eine Auszeit zu nehmen (Computerwoche online berichtete).(mb)