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Ebone-Mitarbeiter wollen zur Not alleine weiter machen

18.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Mitarbeiter im belgischen Kontrollzentrum des Ebone -Netzes wollen auch nach Ablauf diesen Monats den Betrieb aufrechterhalten - unabhängig davon, ob der insolvente Carrier KPNQwest einen Käufer gefunden hat. Graham Kinsey, Sprecher der Ebone-Mitarbeiter, sagte gegenüber dem Online-Dienst "ZDNet", die angedrohte Abschaltung vom vergangenen Freitag sei nur das Resultat der physischen Erschöpfung gewesen: Die Beschäftigen im Network Operating Center (NOC) arbeiten seit ihrer offiziellen Kündigung ohne Gehalt weiter, obwohl säumige Kunden inzwischen zumindest einen Teil der ausstehenden Rechnungen beglichen hätten. Mittlerweile erklärten sich aber die Insolvenzverwalter bereit, 70 der 350 Mitarbeiter bis Ende Juni Lohn zu zahlen. Ab Juli werde man dann versuchen, auch unabhängig weiterzuarbeiten, verkündete Kinsey.

Bei dem Ultimatum der Insolvenzverwalter Anfang vergangener Woche (Computerwoche online berichtete) wären zwar einige Teile des KPNQwest-Netzes ausgefallen, Ebone hätte jedoch weiterfunktioniert. Der Grund: Da Ebone nie komplett mit dem Glasfasernetz der Niederländer zusammengeschlossen wurde, können die Netze unabhängig voneinander betrieben - und verkauft - werden. Der Arbeitnehmersprecher geht fest davon aus, dass Ebone als separate Einheit veräußert wird: Während der Rest des KPNQwest-Netzes Kunden verloren hat, halten noch immer die meisten Nutzer dem Ebone-Netz die Treue. Nach Schätzungen der Mitarbeiter gehen über den KPNQwest-Netzen einschließlich Ebone zwischen ein Viertel und ein Drittel des europäischen IP-Traffics.

Laut Kinsey gibt es bislang noch keine Ergebnisse aus den Verhandlungen mit den zwei Bieterkonsortien. Als potenzielle Käufer für das gesamte Netz - außer die Aktivitäten in Zentraleuropa - werden unter anderem Colt Telecom, Cabel & Wireless, die Deutsche Telekom und AT&T gehandelt. Für Teile von KPNQwest sollen sich mindestens 30 Bieter interessieren, darunter TK-Firmen, Investoren und Service-Provider. Als möglicher Käufer für das Zentraleuropanetz von KPNQwest ist die Investmentbank Lehmann Brothers im Gespräch. (mb)