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Microsoft-Lizenzen: Am 31. Juli 2002 ist Stichtag

22.05.2002
Ende Juli läuft die Übergangsfrist für Microsofts umstrittenes "License 6.0" aus. Gartner rät allen Anwendern, ihre Verträge zu prüfen und neu zu verhandeln.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Gartner empfiehlt allen Unternehmen dringend, die Microsoft-Lizenzverträge zu prüfen, sofern das noch nicht geschehen ist. Denn die Übergangsfrist, in der sich Kunden dazu entscheiden können, an dem äußerst umstrittenen, "License 6.0" genannten Lizenzmodell von Microsoft teilzunehmen, läuft am 31. Juli 2002 aus. Bis dahin müssen alle Unternehmen, die ihre Windows-Systeme und Office-Pakete regelmäßig zu Update-Preisen aufrüsten wollen, die so genannte "Software Assurance" unterschrieben haben. Andernfalls sind für Aktualisierungen die teureren Vollversionen zu bezahlen.

Licence 6.0: Microsoft hat im Mai 2001 unter dem Namen "Licence 6.0" ein neues Lizenzmodell vorgestellt. Die Frist für kostengünstige Übergangsregelungen endet am 31. Juli 2002. Danach gibt es die bisher üblichen Software-Updates nicht mehr. Neu sind unter anderem integrierte Angebote für Lizenzen, Services und Support, Web-basierendes Lizenz-Management und die Wahl zwischen Kauf-, Miet- und Leasingmodellen. Vor allem für große Unternehmen lohnt es sich, vor Ablauf der Frist die bestehenden Lizenzverträge zu prüfen. Neuverhandlungen mit Microsoft können in vielen Fällen zu Kostenersparnissen führen (www.microsoft.com/germany/lizenzierung/).

Wer an der Software Assurance teilnimmt, erhält die Garantie, jedes Software-Update von Microsoft beziehen zu dürfen, das innerhalb der Laufzeit des Lizenzvertrags erscheint. Für diese Update-Gewährleistung bezahlt der Kunde jährlich bei Desktop-Produkten den stolzen Preis von 29 Prozent der Lizenzkosten zusätzlich, bei Server-Produkten 25 Prozent. In der Regel läuft so ein Vertrag drei Jahre, informiert Gartner.

Nach Einschätzung der Giga Information Group ist Microsofts wichtigstes Motiv für das neue Modell die Ankurbelung der XP-Verkäufe. Denn noch arbeiten sehr viele Anwender mit Windows 95, 98 oder NT. Eine Umfrage von Giga/Sunbelt Ende 2001 hat ergeben, dass von 4500 befragten IT-Verantwortlichen weltweit noch 71 Prozent Windows 95 oder 98 im Einsatz haben.

Die Marktforscher raten Unternehmen dazu, genau zu kalkulieren und abzuwägen, was günstiger ist. In einer im April 2002 erhobenen Studie kommt Giga zu dem Schluss, dass sich die Lizenzkosten durch die License 6.0 zwischen 33 und 107 Prozent erhöhen werden, je nach den Bedürfnissen der Anwender. Trotz der heftigen finanziellen Auswirkungen lasse das neue Lizenzmodell viele IT-Verantwortliche kalt. Laut Studie haben sich ein Drittel aller Firmen noch nicht entschieden, ob sie entsprechende Verträge unterschreiben wollen.

Bereits bei der Einführung des Lizenzmodells erntete Microsoft heftige Kritik von Anwendern. Viele Kunden sehen sich genötigt, jeden Releasewechsel mitzumachen, auch wenn das als überflüssig empfunden wird. Sie spielen derzeit häufig neue Versionen nur dann ein, wenn es unbedingt notwendig ist. Für Unternehmen, die Releasewechsel nur selten vornehmen, könne es sich rechnen, nicht an der Licence 6.0 teilzunehmen, und für Updates Vollversionen zu erwerben. Außerdem steigen viele Anwender auf Alternativen wie Linux und Star Office um, so Gartner. (lex)

Diskutieren Sie zum Thema License 6.0 im Forum "License 6.0: Ihre Meinung zu Microsofts Lizenzmodell " in der Rubrik "Treffpunkt".

Weitere Informationen zur License 6.0 finden Sie im Beitrag "Microsoft drängt zur Mietsoftware" in der Rubrik "Produkte + Technologien".