Grid: Das Internet als Computing-Plattform

11.03.2002
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich erneut IBM und Sun Microsystems , diesmal im Bereich Grid-Computing. Jetzt soll das Verbundrechnen auch über das Internet ermöglicht werden.

Im vergangenen Herbst stellten Big Blue und die Java-Company fast zeitgleich ihre jeweiligen Flaggschiffe bei den Unix-Servern vor. Jetzt treten die zwei US-Unternehmen mit ihren Initiativen auf dem Gebiet Grid-Computing an die Öffentlichkeit. Beiden gemeinsam ist, dass sie das Verbundrechnen aus der akademischen Nische holen und kommerziell nutzbar machen wollen.

Sun kombiniert dazu die hauseigene "Grid-Engine"-Software mit dem "Portal Server" von Iplanet. Die Middleware von Iplanet setzt dabei auf Suns Solaris-Betriebssystem auf. Der Portal Server enthält die Web-Services-Schnittstellen WSDL (Web Service Description Language), UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) und Soap (Simple Object Access Protocol). Dadurch kann er den Anwendern die von der Grid-Engine verwalteten Ressourcen als Web-Services anbieten. Suns Grid Engine sammelt die ungenutzten Ressourcen von Solaris- und Linux-Rechnern, die in einem Netz eingeklinkt sind, und schaltet sie zu einem Rechen-Pool zusammen. Damit soll sich die ungenutzte Rechenpower so addieren, dass damit auch aufwändige Aufgabenstellungen, für die sonst Supercomputer eingesetzt werden, zu bewerkstelligen sind.

Für die Verknüpfung von Iplanets Portal Server mit der Grid Engine hat Sun ein Java-basierendes Framework geschaffen, das sich "Technical Compute Portal" (tcp) nennt. Bislang, so der Branchendienst "Computerwire", läuft der Iplanet-Portal-Server nur unter Solaris, so dass der Java-Code des tcp auch nur mit dem Sun-Betriebssystem getestet werden konnte. Allerdings will die Company alles auf Linux portieren. Bis dahin müssen Kunden einen reinen Solaris-Rechnerverbund oder ein hybrides Cluster aus Linux- und Solaris-Maschinen verwenden.

Zukünftige kommerzielle Anwender der Grid-Lösung können eine Schnittstelle definieren, über die die Benutzer eigene Konten für die Nutzung der Rechenkapazitäten im Netz einrichten können. Über das Iplanet-Portal sollen sich die Entwicklungen der Grid-Applikationen verfolgen lassen. Zudem können Administratoren und Benutzer kontrollieren, wie die Daten zur und aus der Anwendung transferiert werden. Dank Web-Interfaces soll der Einstieg in das Grid-Computing von überall aus möglich sein. In ein bis zwei Monaten will Sun eine Enterprise-Version der Lösung vorstellen, mit der sich viele verschiedene Grid-Cluster in unterschiedlichen Netzen verwalten lassen.