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Motorola und Nokia verklagen zwei türkische Carrier wegen Betrugs

29.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Elektronikkonzern Motorola und der finnische TK-Ausrüster Nokia haben die Besitzer zweier türkischer Carrier wegen betrügerischer Machenschaften verklagt und verlangen eine Schadensersatzzahlung von über drei Milliarden Dollar. Die Unternehmen werfen der türkischen Familie Uzan, die die Aktienmehrheit an Telsim Mobil Telekomunikasyon Hizmetleri und Rumeli Telefon besitzen, vor, 1998 von Motorola und Nokia vergebene Kredite nicht vollständig zurückgezahlt zu haben. Zudem hätte der Clan die geliehenen Summen illegal in andere Unternehmen transferiert und die komplette Rückzahlung niemals beabsichtigt.

Motorola und Nokia hatten den türkischen Gesellschaften die Kredite für die Anschaffung von TK-Ausrüstung für deren GSM- und GPRS-Netzwerke zur Verfügung gestellt. Als Sicherheit für die Anleihen erhielt Motorola eine Beteiligung von 66 Prozent an Telsim, Nokia bekam einen Anteil von 7,5 Prozent. Inzwischen habe die Uzan-Familie die Telsim-Aktien jedoch illegal verwässert, so dass sich die ursprünglich an den US-amerikanischen und finnischen Konzern vergebenen Telsim-Beteiligungen nur noch auf 22 beziehungsweise 2,5 Prozent belaufen. Motorola und Nokia verlangen nun die Aufwertung dieser Anteile.

Die beiden TK-Ausrüster haben in ihrer Klage, die beim U.S. District Court for the Southern District of New York eingereicht wurde, zudem angeführt, dass die Uzan-Familie auch das schwedische Unternehmen Ericsson und den deutschen Elektronikkonzern Siemens geprellt habe. Die Sippschaft sei für den Betrug von Investoren und Partnern bekannt, hieß es weiter.

Die Uzans, deren Geschäftspraktiken auch in der Türkei umstritten sind, haben sich zu den Beschuldigungen bislang nicht öffentlich geäußert. Der Besitz der Familie wurde vom US-Magazin "Forbes" im vergangenen Jahr auf 1,6 Milliarden Dollar geschätzt. (ka)