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HP kanzelt Hewlett als inkompetent ab

21.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Am vergangenen Freitag sandte Hewlett-Packard (HP) erstmals einen direkten Brief an seine rund 750.000 Aktionäre, um sie von den Vorteilen der geplanten Übernahme von Compaq Computer zu überzeugen. Darin versucht der kalifornische IT-Konzern unter anderem, Walter Hewlett, der gegen die Fusion kämpft, als inkompetent darzustellen. Wörtlich heißt es: "Walter Hewlett, einer der Erben von HP-Mitbegründer Bill Hewlett, ist ein Musiker und Akademiker, der dem Hewlett Family Trust und der Hewlett Foundation vorsteht. Obwohl er im HP-Verwaltungsrat sitzt, hat Walter niemals für das Unternehmen gearbeitet oder Management-Aufgaben übernommen." Daher seien seine Motive wahrscheinlich ganz anders begründet als die der HP-Aktionäre.

Mit diesem Brief reagiert HP auf ein Schreiben von Hewlett, das dieser am vergangenen Mittwoch an die Aktionäre des Unternehmens geschickt hatte (Computerwoche online berichtete). Er verwies darauf, dass die Fusion HP in eine schwächere finanzielle Lage mit unsicherer Zukunft bringen würde. Hewlett hatte zwar als HP-Verwaltungsratsmitglied den geplanten Merger mit Compaq zunächst befürwortet, jedoch später seine Meinung geändert. Auch die Familienstiftungen der Gründerfamilien Hewlett und Packard wollen gegen die Fusion stimmen. Zusammen besitzen die Gegner 18 Prozent der HP-Anteile.

Das HP-Management hielt in seinem Schreiben jedoch an der Meinung fest, dass die Fusion den Wert des Unternehmens steigern und neue Möglichkeiten eröffnen würde. Zudem habe Hewlett den Merger immer nur abgelehnt, jedoch keinerlei Alternativen für die Zukunft vorgeschlagen. Einige Analysten halten den HP-Brief an die Aktionäre für einen Fehler, da HP wie ein Goliath dastünde, der David attackiere. Rob Enderle, Analyst bei der Marktforschungsgesellschaft Giga Information Group, erklärte: "In Anbetracht der Enron-Pleite stehen die Anleger großen Unternehmen nun sehr misstrauisch gegenüber." Der Brief von HP erwecke den Anschein, als werfe das Unternehmen die Macht eines Großkonzerns in die Waagschale. Ferner wies Enderle bezüglich der Abstempelung von Hewlett als Musiker und Akademiker darauf hin, dass HP den Mitbegründersohn, der seit 1987 Verwaltungsratsmitglied des Unternehmens ist, auf seiner Website in ganz anderen Worten beschreibt. Da

heißt es, Walter Hewlett sei ein unabhängiger Softwareentwickler und Chairman der Vermont Telephone Company.

Offene Unterstützung fand HP hingegen bei seinem zwölfgrößten Aktionär, der Alliance Capital Management Holding. Die Investment-Fonds-Manager, die etwas über ein Prozent der HP-Anteile halten, sprachen sich für die Fusion aus und erklärten, auf jeden Fall dafür stimmen zu wollen. (ka)