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Microsoft fordert vier Monate Fristverlängerung im Rest-Kartellprozess

27.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat am Freitag vergangener Woche eine Verlegung des Kartellprozesses mit den verbleibenden neuen US-Bundesstaaten um wenigstens vier Monate gefordert. Der von Richtern Colleen Kollar-Kotelly vorgelegte Zeitplan sieht eigentlich vor, dass das Verfahren im kommenden März wieder aufgenommen wird. Der Redmonder Konzern begründete seine Forderung mit dem erheblich angestiegenen Vorbereitungsaufwand.

Aus Sicht der Gates-Company versuchen die neun Staaten ein komplett neues und erheblich breiter angelegtes Verfahren aufzuziehen. Außerdem hätten die Kläger 118 Anträge auf Aushändigung von für den Prozess relevanten Unterlagen gestellt. Diese erforderten die Durchsicht von dreieinhalb Millionen Seiten Papier, so Microsoft, und verzögerten erheblich die eigene Vorbereitung. Tom Miller, oberster Staatsanwalt von Iowa, hält dies für eine reine Verzögerungstaktik: "Die Staaten sind bereit zum Weitermachen. Wir haben sinnvolle Maßnahmen vorgeschlagen und Richterin Kollar-Kotelly einen vernünftigen Zeitplan. Lassen wir uns diese Sache endlich zu Ende bringen", schrieb der Attorney General in seiner prompten Erwiderung.

Die neun im Verfahren verbliebenen Staaten hatten einen Vorschlag eingereicht, der unter anderem vorsieht, dass Microsoft seinen Browser Internet Explorer als Open-Source-Produkt anbietet, anderen Softwerkern den Windows-Quellcode zur Verfügung stellt und eine "nackte" Windows-Version ohne jegliche Zusatzsoftware wie Media Player oder Instant-Messaging-Client offeriert (Computerwoche online berichtete). Die US-Bundesregierung sowie neun andere Einzelstaaten hatten zuvor einen Vergleichsvorschlag Microsofts akzeptiert (Computerwoche online berichtete), dessen Sanktionen aber aus Sicht vieler Beobachter nicht ausreichen. (tc)