Mühsame Jobsuche

50+: Die Rente ist keine Alternative

11.02.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Wer mit über 50 seinen Job verliert, muss sich auf eine anstrengende Jobsuche und finanzielle Abstriche einstellen. Auch mit hohen Abfindungen lässt sich die Zeit bis zur Rente nicht mehr so leicht überbrücken.
Foto: Forestpath/Fotolia.de

Als Bereichsleiter eines TK-Unternehmens verdient er 160.000 Euro im Jahr. Als er mit 52 Jahren einen goldenen Handschlag in Form einer Abfindung von 250.000 Euro erhält, bleibt er gelassen. Die Kinder aus dem Haus, die Schulden des Eigenheims getilgt. Auf ihn wartet ein sanfter Übergang in die Beschäftigungsgesellschaft, für 80 Prozent seines Nettogehalts muss er nur einmal im Monat erscheinen, sich weder weiterbilden noch bewerben. Stattdessen gönnt er sich einen Urlaubstrip ins warme Florida.

Dass er bereits in der Beschäftigungsgesellschaft als arbeitslos gilt und damit seine späteren Ansprüche auf Arbeitslosengeld schmälert, ist dem TK-Manager nicht bewusst. Ebenso wenig, dass er seine Betriebsrente erst mit 65 Jahren bekommt. Denn die Betriebsrente wird erst dann ausgezahlt, wenn man die Altersrente bezieht. Und mit 60 oder 63 Jahren in Rente zu gehen, ist seit dem 1.1.2011 passe. Wer nach 1951 geboren ist, braucht 45 Versicherungsjahre, um mit 63 Jahren in Rente zu gehen.

Die unfreiwilligen Bewerber

Die Rechnung des Bereichsleiters, mit Abfindung, Arbeitslosengeld und Betriebsrente die Jahre bis zum Rentenbeginn locker überbrücken zu können, geht nicht mehr auf. Birgit Zimmer-Wagner kennt zahlreiche Mittfünfziger, die wie der TK-Manager plötzlich gezwungen sind, sich einen neuen Job zu suchen. Mit ihrem Mann Wolfgang betreibt sie in Frankfurt-Sachsenhausen die Personalberatung Bewerber Consult, die sich auf die Vermittlung älterer Mitarbeiter spezialisiert hat.

Dass Jobwechsler ab Mitte 50 kaum mehr eine Chance in der IT-Branche haben, verneint sie. Bei Großunternehmen eröffneten sich solche Optionen zwar nicht, wohl aber in mittelständischen Firmen, deren Chefs vielleicht auch im gleichen Alter sind. Diese seien natürlich nicht bereit, Gehälter von über 100.000 Euro im Jahr zu zahlen. "Aber 80.000 Euro sind für unseren TK-Manager immer noch besser als Arbeitslosengeld", sagt Zimmer-Wagner.