Nutzen Sie Ihre Daten und das IoT

5 Trends, die Sie 2016 nicht verschlafen dürfen

03.02.2016
Von 

Dietmar Dahmen ist Spezialist für modernes Branding und zukunftsweisende Markenkommunikation der European Association of Communications Agencies. Er ist seit über 20 Jahren als Experte für Marketing und Werbung tätig. Dietmar Dahmen lebt in Wien und arbeitet heute vor allem als freier Creative Consultant für meist internationale Unternehmen. Normal 0 21 false false false DE JA X-NONE

Die technische Entwicklung rast, ein Ende ist auch 2016 nicht abzusehen. Nutzen Sie das zu Ihrem Vorteil. Hier kommen die fünf besten Tipps für ein erfolgreiches Geschäftsjahr.

Bauen Sie ein Daten-Öko-System

Sie sammeln Daten. Das macht aber jeder. 98 Prozent der Unternehmen speicherten im vergangenen Jahr Daten. Leider konnten davon aber nur knapp 5 Prozent ihre "Primärdaten" - sprich die Daten, die direkt vom Kunden kommen - kanalübergreifend in sinnvolle Aktionen übersetzen. Die Daten allein genügen dafür nämlich nicht. Um Ihren Kunden beispielsweise ein geobasiertes Angebot im Store machen zu können, brauchen Sie die Daten von Drittanbietern; in diesem Fall die Geolocation-Informationen. Ungünstig daran ist, dass auch jeder Ihrer Wettbewerber diese Drittdaten erwerben kann. Sie sind also "Must-have" und nicht wirklich "unique".

Ein Weg, um Ihre Primärdaten stark und trotzdem "unique" zu machen, sind Daten-Partnerschaften - also "intime Kooperationen" von zwei oder mehr unabhängigen Eigentümern von Primärdaten. Ein einfaches Beispiel sind Kooperationen mit Online-Medien. Sie erfahren, welche Artikel ein potenzieller Kunde liest, kombinieren das mit Ihren Primär - und eventuell zugekauften Dritt-Daten und erhalten so ein hoch potentes, absolut uniques Datencocktail, mit dem Sie Ihre Angebote und Services im richtigen Moment auf dem richtigen Device an die richtige Person platzieren können.

Der Mix macht’s: Aus Daten-Rohstoff wird Daten-Chemie.

Verkaufen Sie auch nach dem Verkauf

"Smarte Services" NACH dem Kauf eines Produktes versprechen oft mehr Profit als der einfache Verkauf des Produktes an sich. Nespresso beispielsweise macht das perfekt vor: die Kaffeemaschine kostet eher wenig, der größere Profit wird mit dem Kaffee NACH dem Kauf der eigentlichen Maschine gemacht. Das "Internet of Things" (IoT) ermöglicht es Ihnen, neue reale und virtuelle Services zu verkaufen und so zusätzliches Geschäft zu machen. Auch hier ist das Daten-Ökosystem wichtig. Für manchen von Ihnen ist eine Kooperation mit einem Smart-Home-Provider sinnvoll, für andere ein Anschluss mit Daten von Wearables. Denken Sie dabei auch an der Wert Ihrer Daten. Google und Facebook verdienen Ihre Milliarden nahezu ausschließlich mit Daten. Die Nutzung der Services ist kostenlos, das eigentliche Produkt sind Sie und Ihre Daten.

IoT-Geräte wie beispielsweise intelligente Brillen oder andere Wearables beeinfluss mittelfristig alle digitalen Geschäftsmodelle.
IoT-Geräte wie beispielsweise intelligente Brillen oder andere Wearables beeinfluss mittelfristig alle digitalen Geschäftsmodelle.
Foto: Ahmet Misirligul - shutterstock.com

Schauen Sie auf Ihre "Bad Practices"

Ein extrem erfolgreicher Weg in allem, was Sie tun, immer besser zu werden, klingt sehr einfach: Schlechtes nicht mehr wiederholen und Gutes immer öfter tun.

Damit das geht, muss man jedoch erst einmal wissen, was schlecht und was gut ist. Viele Unternehmen stellen aber auch intern nur die "Erfolge" ins Rampenlicht. Das ist nicht immer der beste Weg. Machen Sie es (zumindest intern) genauso einfach und attraktiv, Schlechtes zu berichten wie Gutes.

Schauen Sie also nicht nur auf "Best Practises", sondern auch auf "Bad Practices", den die haben mindestens genauso viel Aussagekraft, vielleicht sogar mehr. "Best Practise" kopieren kann im Zweifel jeder - auch Ihre Konkurrenz. Bad Practise zu vermeiden, erfordert indes Ihre "unique" unternehmerische Kreativität. Jeder kommt auf andere Ideen. Die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden, die Suche nach der besseren Lösung - das ist einer der größten Treiber neuer Geschäftsideen.

Reden Sie mit Maschinen

Maschinen werden immer öfter zu Ihrer Zielgruppe. Auch im Jahr 2016 werden Programme und Algorithmen für Ihre Kunden attraktive Angebote finden, bewerten und zum Kauf vorschlagen. Preise und Leistungen werden in Echtzeit verglichen, in immer mehr Fällen werden Maschinen selbstständig automatisierte Nachbestellungen vornehmen und langsam aber sicher sogar Erstkäufe für uns tätigen. Netflix schlägt uns Filme vor, Tripadvisor Hotels, Kaffeemaschinen kaufen selbstständig Kapseln nach.

Welche Maschinen beeinflussen Kaufentscheidungen bei Ihnen? Haben Sie zu diesen Maschinen Kontakt? Und wenn ja, wie gut ist dieser Kontakt? Und vor allem: Wie steuern sie ihn?

Wir sehen auch, dass Künstliche Intelligenz (KI) - derzeit meist in Form des datenintensiven Deep Learning - uns und unsere Kunden immer öfter digital repräsentiert. "Siri" empfiehlt uns heute Restaurants und morgen vielleicht auch Ihre Leistungen. Übermorgen wird die KI auf nahezu alle Kaufentscheidungen irgendeinen Einfluss nehmen, so wie im Jahr 2015 das Internet bei weit mehr als drei Viertel aller Kaufentscheidungen zumindest eine Rolle gespielt hat.

2016 rast der "KI-Tsnunami" auf uns zu. Erst im vergangenen November hat Google den Algorithmus seiner KI-Engine "Tensor Flow" für alle Nutzer freigegeben. Facebooks KI- Programm "Torch" und Hardware "Big Sur" sind ebenfalls offen. Ob Amazon oder Baidu - alle setzen sie auf KI. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich für dieses Jahr fest vorgenommen, KI für berufliche und private Anwendungen mit Vollgas nach vorne zu treiben.

Vernichten Sie Ihr Business

Veränderungsdruck kommt oft von außen. Der Kunde treibt. Der Kunde fordert. Der Kunde ist im Zweifel technisch besser aufgestellt als Sie. Sie werden immer öfter reaktiv. Heute wollen Ihre Kunden Ihr Angebot am Handy, morgen vielleicht am Wearable oder in der Virtual Reality. Sie müssen mitziehen - sonst tuen es andere. Das Motto lautet "Adaption" - aber Adaption bringt kein Neugeschäft. Adaption verhindert nur, dass sie bestehen Kunden, Partner, Revenue verlieren.

Nach vorne bringt Sie nur die Innovation. Neue Services - wie Smart Devices - helfen, neue Kunden, neue Märkte, neue Umsatzströme zu erzeugen.

Die Königsdisziplin aber bleibt die Disruption. Greifen Sie das Bestehende an, "töten" Sie das Alte. Airbnb tötet Hotels. Uber tötet Taxis. Fest steht: Disruption findet immer öfter digital statt. Ein Vorteil dieser digitalen Veränderung ist ihre Skalierbarkeit. Wenn eine Hotelkette 10.000 Zimmer zusätzlich zur Verfügung stellen möchte, muss es diese erst bauen. Was aber macht Airbnb? Es ändert einfach nur die Konditionen für Vermieter.

Viele Unternehmen fragen sich: Wie kann ich mich schützen? Mein Tipp dazu: Denken Sie nicht darüber nach, was Sie tun können, um Ihr Geschäft zu vernichten. Diese Einstellung hält Sie in Ihrem eigenen Blick gefangen. Denken sie besser darüber nach, was andere tun können, um Sie in den Bankrott zu zwingen. Was würde ein Startup in Silicon Valley tun, um Sie anzugreifen? Oder Google? Und wenn Google es so machen würde... warum tun sie es nicht selbst?

Das Jahr ist jung. Packen Sie es an! (sh)