ProSiebenSat1-Projekt hakt

5 Kardinalfehler beim IT-Outsourcing

05.07.2012
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Rundum sorglos gibt es nicht

Sendezentrale von ProSiebenSat.1
Sendezentrale von ProSiebenSat.1
Foto: ProSiebenSat.1 Media AG

"Fabrik bestellen und Boutique abrufen, das kann nicht funktionieren", sagt der CIO. Wenn die Kosten der Hauptgrund für das Outsourcing sind, kommen beim Provider Standard-Produkte und Standard-Services zum Einsatz. "Maßgeschneiderte Lösungen darf man nicht im Basispaket erwarten - dafür haben die Dienstleister ja den Change Request erfunden", meint König. Werde nach einer bestimmten Laufzeit etwa das flexible Business-Wachstum wichtiger als der Kostenaspekt, steige zwangsläufig der Aufwand. Spannungen im Verhältnis von Auftraggeber und Auftragnehmer sind programmiert und beileibe nicht überraschend. "Die Schuld daran muss man beim Kunden suchen, wenn dieser unterwegs die Richtung wechselt."

Unternehmen

ProSiebenSat.1 Media AG

Hauptsitz

München/Unterföhring

Umsatz

3 Milliarden Euro (2010)

Ebit

669,6 Millionen Euro (2010)

Mitarbeiter

4749 (vollzeitäquivalente Stellen am 31.12.2010)

Ranking

Platz 220 der umsatzstärksten Unternehmen in
Deutschland (siehe cio.de/top500)

My mess for less

"Wenn Sie parallel zur Transition noch Ihre Hausaufgaben im Bereich Configuration-Management oder beim Re-Engineering der Architektur machen müssen, werden Sie scheitern." Nicht der Dienstleister ist zuständig, im Zuge des Übergangs alles zu ordnen, zu optimieren und zu dokumentieren, um Kostenvorteile zu erzielen. "Die Transition eines aufgeräumten Systems ist schon schwierig genug", sagt CIO König. Zwar könne man den Dienstleister auf Projektbasis beauftragen, die Verfügbarkeit der Applikationen zu verbessern - "das frisst aber einen Teil der Ersparnis auf". Der Provider übernimmt den Zustand, den er vorfindet, und optimiert ihn - nach eigenen Kostengesichtspunkten.

IT-Kennzahlen

IT - Mitarbeiter

IT+Operations circa 350 inhouse

IT-Budget

circa 70 Millionen Euro

CIO

Andreas König

IT-Benutzer

nahezu alle Mitarbeiter

Papier ist geduldig

"Aus 20 Seiten mit harten Anforderungen werden in den Verhandlungen schließlich 1000 Seiten rechtlich sicherer Text." Selbst wer gut vorbereitet und mit klar strukturierten Anforderungen an Service-Levels in die Diskussion einsteigt, läuft Gefahr, dass seine Ziele verwässert werden. "Die Erfahrungen der Gegenseite mit Verhandlungen darf man als Kunde nicht unterschätzen", warnt CIO König. Gerade bei langer Vertragslaufzeit stoßen juristische Konvolute, in denen vermeintlich alles geregelt ist, rasch an ihre Grenzen. Schließlich ändern sich Technologien, Volumina und Anforderungen grundsätzlich immer schneller als angenommen.

"Das Setup der Rollen - wer tut was - ist daher wesentlich wichtiger als der Versuch, im Voraus alles für die Ewigkeit festzuschreiben." Im Idealfall gibt es keinen Vertrag, sondern lediglich ein Agreement über die partnerschaftliche Zusammenarbeit. "Für diese Flexibilität muss man natürlich mehr zahlen, denn das ist der Maßanzug und nicht mehr Commodity."