IBM370er zu Schleuderpreisen?

4300-Politik macht Leasing noch attraktiver

08.02.1980

Drastisch zurückgegangen sind in den letzten Monaten die Kaufpreise für IBM /370-Anlagen - eine Folge der 4300-Ankündigung des Marktführers. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, daß auch die Leasing-Unternehmen die Raten für /370-Systeme senken. Das macht den Erwerb einer Gebrauchtmaschine interessant. Wir befragten vier Manager von Leasing-Firmen über die zu erwartende Preisentwicklung.

Horst Gruhlke

Citibank AG, Frankfurt/Main

Fast genau ein Jahr nach Ankündigung der 4331- und 4341-Rechner von IBM sieht der Markt für 370-Anlagen wesentlich besser aus als erwartet

Nicht zuletzt hat der IBM-Vertrieb dazu beigetragen, daß im Jahre 1979 wesentlich mehr 370-Systeme als Optionsmaschinen gekauft und an Leasinggesellschaften weiterverkauft worden sind als in den Vorjahren. Es ließ sich leicht rechnen, daß die Restkaufpreise innerhalb von 18 bis 24 Monaten, unter Einbeziehung einer attraktiven monatlichen Mieteinsparung für den Anwender, voll amortisiert werden können. Darüber hinaus befanden sich eine Großzahl dieser Maschinen in sogenannten 4-Jahres-Langzeitverträgen der IBM und hätten somit nur unter Zahlung einer erheblichen Ablösegebühr gekündigt werden können.

IBM selbst hat ihren Vertrieb auf die Ablösung der 370/115- und 370/125-Systeme sowie auf Neukunden angesetzt. Für 370/138- und 370/148-Benutzer wurden die 4300-Anlagen als preisgünstige Zweitsysteme angeboten.

Die Preisentwicklung bis zur Ankündigung größerer 4300-Systeme zeigt eindeutig eine Stabilisierung der Leasingpreise, speziell für die 370/158, die sich als "upgrade" für laufende 370/138- und 370/148-Leasingverträge bewährt hat.

Wir haben mit vielen Anwendern gesprochen, die ihr Betriebssystem zunächst einmal bei DOS/VS Release 34 "einfrieren" werden, damit sie durch günstige Leasingkonditionen für 370/138 und 370/148 unter der IBM-Miete einer 4341 bleiben.

Wer jedoch glaubt, damit sei der wirtschaftliche Vorteil der Nutzung von IBM-Systemen unter; Leasingbedingungen bereits voll erreicht, hat das weitaus größere Potential der peripheren Geräte außer Acht gelassen. Denn in der Regel bestehen die Gesamtkosten der EDV-Hardware aus 50 bis 60 Prozent für Peripherie.

Willi Kleff

Leasco GmbH, Bergisch-Gladbach

" Selbstverständlich hat sich die Ankündigung der IBM 4300 auf die Leasingpreise für die am Markt angebotenen IBM /370-Anlagen ausgewirkt. Mit den Miet- und Wartungspreisen für die IBM 4300 wurden Maßstäbe gesetzt, an denen die angebotenen IBM /370-Anlagen zu messen sind. Ein Kaufpreisvergleich der gesamten Anlagen läßt erkennen, mit welchen Schwierigkeiten diejenige n Leasing-Firmen zu kämpfen haben, die zum Beispiel für die Anlagen IBM 370/138 oder 370/148 mit Restwerten arbeiteten. Wenn die Installation etwa einer IBM 4341 in vielen Fällen nicht noch längere Zeit auf sich warten ließe, müßten einige Leasing-Firmen ihre fast neuen IBM 370/148 einlagern. Für die DV-Anwender bietet sich aus diesem Grund natürlich die große Möglichkeit, sich ein 370er-Anlage mit niedrigeren Mietraten und flexibler Laufzeit anzuschaffen wenn sie sich nicht zufällig auf dem Leasingmarkt eine günstige Lieferposition für eine IBM 4341 sichern können.

Vor schwierigen Entscheidungen stehen diejenigen DV-Anwender, die sich langfristig gebunden haben und nur durch Zahlung einer Penalty ihren der zeitigen Vertrag beenden können. Hier ist zu beobachten, daß selbst bei hohen Zahlungen vielfach die Anschaffung einer IBM 4300 beschlossen wird. Entscheidendes Kriterium kann hier der Übergang von einem 24-Stunden-Betrieb zu einer kürzeren täglichen Arbeitszeit sein. Es werden also in die Vergleichsrechnung nicht nur die Mietkosten einbezogen.

Zu beobachten ist eine Häufung von Anfragen nach Möglichkeiten zum Upgrade des bestehenden Systems. Diese DV-Anwender, meistens potentielle IBM /4300-Kunden mit ungünstigen Lieferpositionen, benötigen zwar kurzfristig höhere Kapazitäten, sind aber nicht bereit, ihre DV-Anlage auszuwechseln. Hier bieten die Leasing-Firmen günstige Angebote von gebrauchten Erweiterungen.

Die Ankündigung der IBM 4300 bietet dem DV-Anwender vielfältige Möglichkeiten zur Kosteneinsparung. Er muß sie nur nutzen.

Wolfgang Niehues

Kurt Engelken, Deutsche Leasing AG, Frankfurt

Grundsätzlich gilt für Leasing: Wenn ein Computer zu einem günstigen Kaufpreis angeboten wird, sind die Leasingkosten entsprechend gering. Das trifft natürlich auch auf die neue IBM-Serie 4300 zu. Je nach Konfiguration und geplanter Einsatzdauer kann der Anwender gegenüber der Herstellermiete bei Leasing erhebliche Kosten einsparen.

Der Schnittpunkt liegt, bei einer normalen Ausstattung der Anlage, unter 48 Monaten, so daß Vertragslaufzeiten von vier bis fünf Jahren angeboten werden können. Bei einem Leasing-Vertrag mit einer Laufzeit von 48 Monaten beträgt die Einsparung etwa sechs Prozent, bei einer Vertragsdauer von 54 Monaten etwa 15 Prozent gegenüber der Herstellermiete.

Es muß weiterhin berücksichtigt werden, daß bei Abschluß eines Leasing-Vertrages über eine neue Anlage, die Wartungskosten während des Gewährleistungszeitraumes, der je nach Maschinentyp zwischen drei und zwölf Monaten beträgt, keine Wartungskosten anfallen. Dadurch wird die Rechnung zusätzlich zu Gunsten von Leasing beeinflußt.

Ein Punkt, der in der letzten Zeit wieder mehr Bedeutung gewinnt, ist, daß die Leasing-Raten während der gesamten Vertragslaufzeit festgesetzt sind. Die jüngsten Preisveränderungen zeigen daß die Mietpreis-Anpassungsklauseln in den Herstellermietverträgen nicht nur Hypothesen sind: IBM hat die Mietpreise erneut für die meisten Maschinen mit Wirkung zum ersten Mai 1980 um fünf Prozent angehoben.

Für Anlagen aus der Serie 370 der IBM ist Leasing bereits seit geraumer Zeit erheblich günstiger als die Herstellermiete. Bedingt durch die seit drei Jahren ständig sinkenden Kaufpreise, bei jedoch gleichbleibenden oder sogar ansteigenden Mietpreisen, werden Unternehmen die eine Anlage aus der Serie 370 einsetzen wollen, kaum noch bei IBM direkt anfragen, sondern eher versuchen, eine Maschine über Broker wesentlich günstiger zu bekommen.

Karl-Heinz Schumacher

Universal Handelsgesellschaft, Wiesbaden

Die Kaufpreise für gebrauchte IBM-/ 370-Anlagen haben sich in den letzten Wochen deutlich stabilisiert. Obgleich Prognosen in diesem Markt immer etwas schwierig sind, gehen wir davon aus, daß diese Situation . vorerst unverändert bleibt. Ein Nachgeben der Mietraten innerhalb fest abgeschlossener Leasing-Verträge ist nicht zu erwarten. Unser Haus ist allerdings bereit, innerhalb eines bestehenden Vertrages über zum Beispiel ein System IBM 370/148 dem Kunden ein System IBM 370/158 anzubieten, sobald dieser mehr Kapazität benötigt. Dies ist oft bei gleicher Mietrate unter Verlängerung der Vertragslaufzeit möglich. Das gleiche gilt selbstverständlich auch, wenn ein Kunde auf 3000er Systeme oder die 4300er Systeme umsteigen möchte.

Wir schichten unseren Anlagenbestand laufend um und können so dem Anwender die jeweils maßgeschneiderte Lösung anbieten. Möglicherweise entsteht dadurch im Markt der Eindruck daß die Mietpreise fallen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Insofern hat sich die 4300-Ankündigung nicht nachdrücklich auf den Leasing-Markt ausgewirkt. Natürlich beeindrucken die relativ niedrigen Hardware-Preise der 4300-Serie. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß der Marktführer auf der Software-Seite diese Umsatzeinbußen wieder wettmacht. Wir erwarten, daß künftig von IBM auch manche Nebenleistung berechnet wird die momentan noch kostenfrei ist.