4300 neu: Die beste 8100, die es je gab

04.12.1981

Die "junge" Geschichte des Rechners 4321 ist die Geschichte des "alten" Informationssystems 8100: IBMs Versuch, schlüsselfertige Systeme für "verteilte Datenverarbeitung" (Distributed Data Processing) am Markt durchzudrücken, Systeme, die von Nichtfachleuten ohne Spezialistenbeistand gefahren werden können.

Bei der 8100 mußte der Marktführer mit diesem Konzept Schiffbruch erleiden, weil der DV-Chef nicht einbezogen wurde, dieser sich dann sogar in der Rolle des Schadenfrohen wohl fühlte, als die Fachbereiche nicht zurechtkamen und sein Rat auf einmal wieder gefragt war. Hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Gelingt mit den kleinen 4300-Modellen und dem Einfach-DOS "SSX" (Small Systems Executive) die Eroberung der Fachabteilungen und Filialen im zweiten Anlauf?

DV-Chefs von IBM-Kunden, bei denen halbfertige Computernetze implementiert sind, werden sich diese Fragen stellen, mag IBM auch jede Spekulation von sich weisen, das jüngste Announcement tangiere das 8100-Geschäft.

Dabei drängt sich diese Überlegung geradezu auf: Das Informationssystem hat bislang - gemessen an den hohen Forecasts des IBM-Unternehmensbereiches Datenverarbeitung (DV) - eine eher kümmerliche Vorstellung gegeben.

Es steht dahin, ob die 8100 deshalb erfolglos geblieben ist, weil ihr von den auf Hostpunkte fixierten IBM-Vertriebsbeauftragten von Anfang an zu wenig Zuneigung entgegengebracht wurde, oder ob die DV-Verkäufer das Filialgerät wegen seiner geringen Zugkraft bei den Kunden nicht mochten. Fest steht, daß sich der Branchenprimus mehr von dieser Maschine versprochen hatte: Weniger als 400 Exemplare, so die Diebold- Rechnerstatistik nach dem Stand vom 1. Juli 1981, wurden in dreijähriger Verkaufszeit erst an den Mann gebracht.

Ein genaues Bild des schleppenden Shipmentverlaufs in den vergangenen Monaten gibt die Installationszahl per 1. Januar 1981: Da waren's, laut Diebold, Immerhin schon 350.

VB-Schlamperei hin, Kundenabneigung her: Das Informationssystem 8100, konzipiert als Abteilungsrechner für dezentral organisierte Handels- und Fertigungsbetriebe sowie öffentliche Verwaltungen, geriet in seiner ursprünglichen Ausstattung nicht so endbenutzerfreundlich, wie es sich seine IBM-Väter vorgestellt hatten. Gewiß, der Marktführer hat einige Nachbesserungen vorgenommen - insbesondere was die Programmiersprachen-Unterstützung betrifft. So wurde ein Cobol-Compiler - Konzession an den Publikumsgeschmack - erst nachträglich in die 8100-Software eingebaut. Aber auch bei der Hardware war eine Aufpäppelung erforderlich, um das vor Komplexität schier berstende System auf eine vernünftige Leistung zu bringen.

Aber jetzt soll Schluß sein mit dem DDP-Frust in der IBM-Gemeinde. In der vergangenen Woche hat der DV-Bereich die 4321 und drei weitere 4300-Modelle vorgestellt, wobei die Netzverbundfähigkeiten der neuen Produkte besonders hervorgehoben wurden. Beispiel 4321: Mit dem gleichen Prozessor, zu unterscheiden eigentlich nur durch SSX, das "gebremste" DOS/VSE in vorgenerierter Form, haben die Stuttgarter aus der 4331-1 eine "lnstant"-Maschine für die verteilte Datenverarbeitung gemacht: Stecker rein, Programme drauf - fertig ist das Satellitensystem. Ob die 4300 "Gruppe SNA" hält, was die 8100 versprach?