40 Stunden sind in der IT längst Realität

15.07.2004
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Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Andreas Boes, Arbeitswissenschaftler am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) in München, befragte von Ende 2003 bis Anfang 2004 IT-Mitarbeiter nach ihren wöchentlichen Überstunden. Führungskräfte gaben an, pro Woche knapp elf Stunden mehr als vertraglich vereinbart zu arbeiten, Berater rund sieben und Entwickler durchschnittlich drei Stunden. Mehrarbeit gehört in der IT-Branche also schon längst zum Alltag, eine weitere Erhöhung will kaum jemand. Die Beschäftigten wünschen sich vielmehr eine Beschränkung der Arbeitszeit.

"Erfahrene IT-Entwickler sagten mir in der Befragung, dass es auf Dauer nicht sinnvoll sei, täglich mehr als acht bis neun Stunden kreativ zu arbeiten. Gerade gute Leute sind nicht bereit, dieses Limit über längere Zeiträume zu überschreiten", so Boes. Außerdem gibt der Arbeitswissenschaftler zu bedenken, kämen mit längeren Arbeitszeiten oft Probleme im familiären Umfeld hinzu.

Druck auf Manager und Mitarbeiter steigt

Boes sieht das Dilemma, in dem sich viele Unternehmen befinden, wenn die Kunden den Preis drücken wollen und billigere Offshore-Angebote locken. Deshalb dächten Arbeitgeber daran, aus Kostengründen die Arbeitszeit zu erhöhen. "Dieser Weg ist gerade in der IT-Industrie wenig erfolgversprechend, denn der Produktivität und vor allem der Mitarbeiterzufriedenheit ist das sicher nicht zuträglich", gibt er zu bedenken. Wenn Unternehmen daran gelegen ist, gute Mitarbeiter an sich zu binden, kann sich eine rigide Arbeitszeitpolitik schnell rächen, denn soziale Belastungen wirken sich nachteilig auf die Arbeitsleistung aus.

Der IG-Metall-Mann Müller kann einer generellen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden für die IT-Branche durchaus etwas Positives abgewinnen: "Viele IT-Mitarbeiter würden sich über eine 40-Stunden-Woche freuen, wenn sie nämlich nicht mehr länger arbeiten müssten und die 40 Stunden das obere Limit wären."