MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einem neuen Gemeinschaftsunternehmen wollen der US-Netzausrüster 3Com und die chinesche Huawei Technologies den Branchenprimus Cisco Systems herausfordern. Der seit neun Monaten geplante Schritt ist nicht unpikant, alldieweil Cisco gerade Huawei wegen Diebstahl geistigen Eigentums verklagt hat. Bruce Claflin, CEO (Chief Executive Officer) von 3Com, stört das wenig: Seine Firma habe das Portfolio des chinesischen Partners analysiert und für "einzigartig und überzeugend" befunden.

An dem geplanten Joint Venture wird Huawei 51 und 3Com die verbleibenden 49 Prozent halten. Das Unternehmen soll Netzgeräte für Unternehmen in China und Japan entwickeln und vermarkten. 3Com wird die Produkte im Rest der Welt anbieten. 3Com finanziert die neue Firma mit 160 Millionen Dollar, Huawei steuert Produkte und Intellectual Property bei. 3Com will mit dem Schritt sein Engagement bei Großkunden ausbauen, nachdem sich das Unternehmen vor drei Jahren zunächst fast vollständig aus diesem Segment zurückgezogen hatte.

Huawei hatte im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Dollar umgesetzt und ist damit der größte Anbieter von Netzequipment in Asien. Das Unternehmen war 1988 als TK-Ausrüster gegründet worden. Seit einigen Jahren orientiert sich die Firma verstärkt in Richtung Netz und expandiert international (heuer stellte Huawei erstmals auf der CeBIT aus). Executive Vice President Guo Ping erklärte, die Partnerschaft mit 3Com erlaube es Huawei, sich auf das Geschäft mit Carriern zu konzentrieren und seine Kosten zu senken.

Cisco hat bereits angekündigt, sein geistiges Eigentum gegenüber Huawei mit allen Mitteln zu schützen. Es begrüßte 3Coms Versicherung, die Produkte des Joint Ventures unabhängig zu entwickeln.

3Com gab außerdem seine Ergebnisse für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres bekannt. Den Nettoverlust konnte das Unternehmen auf 79,2 Millionen Dollar oder 22 Cent pro Aktie verringern im Vergleich zu 236,1 Millionen Dollar oder 67 Cent je Anteilschein im Berichtszeitraum des Vorjahres. Die Quartalseinnahmen gingen angesichts der anhaltenden Branchenkrise von 356 Millionen Dollar im Vorjahresquartal um 31 Prozent auf aktuell 244,9 Millionen Dollar zurück. Die Zahlen veröffentlichte 3Com gestern nach US-Börsenschluss, zum Fixing notierte die Aktie zuvor um fünf Cent leichter bei 4,22 Dollar. (tc)