Kauf von U.S. Robotics schafft Standbein im WAN-Markt

3Com rückt Cisco auf die Pelle

07.03.1997

Stolze sieben Milliarden Dollar läßt sich 3Com, Santa Clara, das Schließen der Lücken im Modem- und Remote-Access-Server-Bereich kosten. Nach der Akquisi-tion von NCR durch AT&T im Jahr 1990 ist das der zweitteuerste Kauf der DV-Geschichte. Er soll durch einen Aktientausch bis August 1997 über die Bühne gehen. Das Unternehmen wird, so Eric Benhamou, CEO von 3Com, den Namen 3Com behalten und strebt mit 12000 Beschäftigten einen Umsatz von fünf Milliarden Dollar an.

Die Company stellt mit ihrem Plan selbst die Übernahme von Stratacom durch Cisco (siehe Seite 6) in den Schatten, die im vergangenen Jahr mit vier Milliarden Dollar für Schlagzeilen sorgte. Marktbeobachter bewerten den jüngsten Kauf überwiegend positiv, weil 3Com mit Hilfe von U.S. Robotics' Access-Server-Serie "Total Control" Fuß im lukrativen WAN-Markt der Internet-Service-Provider faßt und darüber hinaus im Low-end-Sektor seine Lücke im Modemgeschäft schließt. Kombiniert mit den eigenen Produkten, unter anderem Adapterkarten, LAN- und ATM-Switches sowie Hubs, will 3Com seinen Kunden jetzt durchgängig vom LAN bis zum WAN alles aus einer Hand bieten. "Die strikte Trennung zwischen LAN und WAN wird wegfallen, auch wenn Cisco sie gerne zementieren würde", erklärte Albert Müller, 3Com-Geschäftsführer Zentraleuropa, gegenüber der CW die Bedeutung des Deals für sein Unternehmen.

Müller ist zuversichtlich, daß der Merger ohne gravierende Folgen für die Anwender vonstatten geht, weil die beiderseitigen Produktangebote sich kaum überschnitten.

Eine Überlappung liegt zum Beispiel beim Remote-Access-Konzentrator "Accessbuilder 8000" vor, der mit dem "Total Control Hub" von U.S. Robotics kollidiert. 3Com hat bereits signalisiert, den 8000 bis Ende des Jahres zugunsten des Hubs von U.S. Robotics aus dem Programm zu nehmen.

Konfliktstoff stellt auch die 56 Kbit/s schnelle Modemtechnologie X2 von U.S. Robotics dar, die als Standard gegen das Verfahren K56Flex von Lucent und Rockwell durchgesetzt werden soll. Pikanterweise hatte sich 3Com bereits vor Veröffentlichung der Kaufpläne für das Verfahren des gegnerischen Lagers entschieden. Benhamou hat aber jetzt angedeutet, einen offenen Standard unterstützen zu wollen.

Wie ernst die Strategen es mit der Integration meinen, zeigt, daß noch im März eine Management-Software zur Verwaltung der Produktlinien beider Unternehmen angekündigt werden soll. Die Entwicklung wird sowohl 3Coms 3D Networking Framework als auch das Point-to-point Tunneling Protocol zum Aufbau sicherer Tunnelverbindungen über mehrere IP-Netze hinweg realisieren.

Ob die Integration von U.S. Robotics in die 3Com-Konzernstruktur allerdings so reibungslos klappt, wie die Verantwortlichen hoffen, ist zu bezweifeln. Die Erfahrung hat gezeigt, daß Merger dieser Größenordnung immer Probleme bereiten und außerdem, so ein Insider, weist das Produktangebot beider Firmen deutliche Schwächen im Routing auf.